Revolution 1848

Aus Dorfchronik
Version vom 6. November 2011, 14:23 Uhr von Dokumentation+Obersiebenbrunn>WikiSysop
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Sturmjahr 1948

Literatur: Zöllner, E. & Schüssel, Th.: "Das Werden Österreichs", 5. Auflage, Österreichischer Bundesverlag, Wien 1982.

1847 gab es eine schlechte Ernte, die im Herbst "Hungerkrawalle" auslösten. In Ungarn wurde eine Konstitution (wie eine westliche Verfassung) gefordert.

13. März 1848:

"Eine große Menschenmenge sammelte sich vor dem Landhaus in der Herrengasse und drang in Hof und Gänge des Gebäudes ein. Der Arzt Dr. Adolf Fischhof hielt eine Ansprache, auch wurde die Proklamation Kossuths verlesen. Die von den aufgeregten Volksmassen bedrängten Stände wollten eine eigene Petition an den Hof richten. Da die Lage bedenklich schien, erhielt ein Pionierbataillon Befehl, die Herrengasse zu säubern. Ein unüberlegter Schießbefehl forderte zahlreiche Opfer. Nun wuchsen Barrikaden in den engen Straßen der Inneren Stadt (I. Bezirk Wiens) aus dem Boden, in den Vorstädten zündeten unverantwortliche Elemente Fabriken an, Polizeistuben wurden gestürmt, einige Beamte gelyncht." Seite 192.

"Am 14. März erfolgte die Aufhebung der Zensur, ein Pressegesetz sollte folgen." Polizeiminister Sedlnitzky und Metternich wurden entlassen. "Die Wiener revolutionäre Bewegung hatte also in den Märztagen beträchtlichen Erfolg, doch blieb sie - von einigen Aktionen in Graz abgesehen - in den deutschen Gebieten der Monarchie ziemlich isoliert."

"In Wien kam es zu einem Umbau der Staatsverwaltung, der sogar das Sturmjahr überdauerte. Die Hofstellen, Hofkanzleien und Hofkammern wurden durch Ministerien ersetzt oder überhaupt liquidiert, an die Stelle des Staatsrates und der Staatskonferenz trat der Ministerrat. Im April wurde eine neue Verfassung verkündet; sie galt nur für die nichtungarischen Länder, auch die italienischen Besitzungen wurden nicht erwähnt. Diese „Konstitution" befriedigte nicht; man erzwang am 15. Mai die Zurücknahme der Verfassung und die Zusage eines allgemeinen und gleichen Wahlrechtes."

"Der Kaiser begab sich heimlich nach Innsbruck, wo man ihn mit Jubel aufnahm. Nach einer kurzdauernden Beruhigung der Bevölkerung gewannen die radikalen Elemente in Wien wieder das Übergewicht. Örtlich kam es zum Barrikadenbau und zu Schießereien."

"Eine neue Regierung berief den konstituierenden Reichstag ein. ... Schwung kam erst in die Beratung, als der Schlesier Hans Kudlich am 26. Juli 1848 einen kurzen und bündigen Antrag auf Aufhebung des bäuerlichen Untertänigkeitsverhältnisses stellte, der nach einer längeren Diskussion über die Entschädigungsfrage angenommen wurde. Damit hatten die Bauern erlangt, was sie wollten, ihr Interesse an der Revolution begann zu schwinden."



Von der Freiheit in die Krise - die Bauern im 19. Jahrhundert.

Aus dem Buch von Erwin Haselberger "Schloss Weinzierl und Francisco Josephinum". Quelle: Gerhard Frohner


Die Geschichte der „Bauernbefreiung" in Österreich offenbart eine tragische Ironie. In den Wirren des Revolutionsjahres 1848, als die Bürger im März auf die Barrikaden stiegen gegen diesen Kontrollstaat, gegen Unterdrückung und Gottesgnadentum, als der Kaiser vorm Volk floh und der dunkle Fürst Metternich sich verkleidet aus Wien schleichen musste, als man im Juli die Einsetzung eines Parlamentes, des Reichstages, erzwang, als im September das Ende der Grundherrschaft beschlossen wurde, da war die Freude groß bei den Bauern. Sie hatten ein System abgeschüttelt, das seit tausend Jahren auf ihren Schultern lastete, das seinen Ursprung und seine Berechtigung hatte in der feudalen Gesellschaft des frühen Mittelalters, das im Hochmittelalter schon überholt war und die letzten fünfhundert Jahre nur mehr zu einem nützte - die Landbevölkerung zu knechten und auszubeuten. Die Freude war so groß, dass sie darüber auf die Revolution vergaßen. Als im Oktober ihr Held Hans Kudlich durch Niederösterreich zog und die Bauern aufforderte, nach Wien zu marschieren, jubelten sie ihm zu. Aber sie folgten ihm nicht. Sie hatten, was sie wollten. Die Arbeiter und Studenten in Wien blieben auf sich gestellt und wurden von der kaiserlichen Armee zusammengeschossen. Im Dezember verzichtete der ungeschickte Kaiser Ferdinand auf den Thron zugunsten seines Neffen Franz Joseph, dem es gelang, die Staatsgewalt zu zentralisieren und die meisten Errungenschaften der Revolution wieder aufzuheben. Die Freiheit der Bauern wagte er nicht anzutasten. Aber sie blieben auf gravierenden Problemen sitzen. Zunächst bedeutete die Durchsetzung des Neoabsolutismus, dass dieselben Kräfte, welche die Bauern über Jahrhunderte gepresst hatten, jetzt mit der Verwaltung ihrer Freiheit betraut waren. Ihr mangelndes Wohlwollen zeigte sich bei der Ablösung der alten Nutzungsrechte an Gemeinschaftsweiden und Wald, die zum Nachteil der kleinen Bauern geschah und vielen Klein-häuslern überhaupt die Lebensgrundlage entzog.