Revolution 1848: Unterschied zwischen den Versionen

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===Von der Freiheit in die Krise - die Bauern im 19. Jahrhundert.===
Aus dem Buch von Erwin Haselberger "Schloss Weinzierl und Francisco Josephinum". Quelle: Gerhard Frohner


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Die Geschichte der „Bauernbefreiung" in Österreich offenbart eine tragische Ironie. In den Wirren des Revolutionsjahres 1848, als die Bürger im März auf die Barrikaden stiegen gegen diesen Kontrollstaat, gegen Unterdrückung und Gottesgnadentum, als der Kaiser vorm Volk floh und der dunkle Fürst Metternich sich verkleidet aus Wien schleichen musste, als man im Juli die Einsetzung eines Parlamentes, des Reichstages, erzwang, als im September das Ende der Grundherrschaft beschlossen wurde, da war die Freude groß bei den Bauern. Sie hatten ein System abgeschüttelt, das seit tausend Jahren auf ihren Schultern lastete, das seinen Ursprung und seine Berechtigung hatte in der feudalen Gesellschaft des frühen Mittelalters, das im Hochmittelalter schon überholt war und die letzten fünfhundert Jahre nur mehr zu einem nützte - die Landbevölkerung zu knechten und auszubeuten.
Die Freude war so groß, dass sie darüber auf die Revolution vergaßen. Als im Oktober ihr Held Hans Kudlich durch Niederösterreich zog und die Bauern aufforderte, nach Wien zu marschieren, jubelten sie ihm zu. Aber sie folgten ihm nicht. Sie hatten, was sie wollten. Die Arbeiter und Studenten in Wien blieben auf sich gestellt und wurden von der kaiserlichen Armee zusammengeschossen. Im Dezember verzichtete der ungeschickte Kaiser Ferdinand auf den Thron zugunsten seines Neffen Franz Joseph, dem es gelang, die Staatsgewalt zu zentralisieren und die meisten Errungenschaften der Revolution wieder aufzuheben. Die Freiheit der Bauern wagte er nicht anzutasten. Aber sie blieben auf gravierenden Problemen sitzen.
Zunächst bedeutete die Durchsetzung des Neoabsolutismus, dass dieselben Kräfte, welche die Bauern über Jahrhunderte gepresst hatten, jetzt mit der Verwaltung ihrer Freiheit betraut waren. Ihr mangelndes Wohlwollen zeigte sich bei der Ablösung der alten Nutzungsrechte an Gemeinschaftsweiden und Wald, die zum Nachteil der kleinen Bauern geschah und vielen Klein-häuslern überhaupt die Lebensgrundlage entzog.

Version vom 6. November 2011, 13:56 Uhr

Von der Freiheit in die Krise - die Bauern im 19. Jahrhundert.

Aus dem Buch von Erwin Haselberger "Schloss Weinzierl und Francisco Josephinum". Quelle: Gerhard Frohner


Die Geschichte der „Bauernbefreiung" in Österreich offenbart eine tragische Ironie. In den Wirren des Revolutionsjahres 1848, als die Bürger im März auf die Barrikaden stiegen gegen diesen Kontrollstaat, gegen Unterdrückung und Gottesgnadentum, als der Kaiser vorm Volk floh und der dunkle Fürst Metternich sich verkleidet aus Wien schleichen musste, als man im Juli die Einsetzung eines Parlamentes, des Reichstages, erzwang, als im September das Ende der Grundherrschaft beschlossen wurde, da war die Freude groß bei den Bauern. Sie hatten ein System abgeschüttelt, das seit tausend Jahren auf ihren Schultern lastete, das seinen Ursprung und seine Berechtigung hatte in der feudalen Gesellschaft des frühen Mittelalters, das im Hochmittelalter schon überholt war und die letzten fünfhundert Jahre nur mehr zu einem nützte - die Landbevölkerung zu knechten und auszubeuten. Die Freude war so groß, dass sie darüber auf die Revolution vergaßen. Als im Oktober ihr Held Hans Kudlich durch Niederösterreich zog und die Bauern aufforderte, nach Wien zu marschieren, jubelten sie ihm zu. Aber sie folgten ihm nicht. Sie hatten, was sie wollten. Die Arbeiter und Studenten in Wien blieben auf sich gestellt und wurden von der kaiserlichen Armee zusammengeschossen. Im Dezember verzichtete der ungeschickte Kaiser Ferdinand auf den Thron zugunsten seines Neffen Franz Joseph, dem es gelang, die Staatsgewalt zu zentralisieren und die meisten Errungenschaften der Revolution wieder aufzuheben. Die Freiheit der Bauern wagte er nicht anzutasten. Aber sie blieben auf gravierenden Problemen sitzen. Zunächst bedeutete die Durchsetzung des Neoabsolutismus, dass dieselben Kräfte, welche die Bauern über Jahrhunderte gepresst hatten, jetzt mit der Verwaltung ihrer Freiheit betraut waren. Ihr mangelndes Wohlwollen zeigte sich bei der Ablösung der alten Nutzungsrechte an Gemeinschaftsweiden und Wald, die zum Nachteil der kleinen Bauern geschah und vielen Klein-häuslern überhaupt die Lebensgrundlage entzog.