Vergessene Arbeiten: Unterschied zwischen den Versionen

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Anstatt die Federn der Gänse und Enten einfach wegzuwerfen, schaffen die Frauen gleichzeitig eine sinnvolle Verwertung eines Nebenproduktes und das Ausleben der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Anstatt die Federn der Gänse und Enten einfach wegzuwerfen, schaffen die Frauen gleichzeitig eine sinnvolle Verwertung eines Nebenproduktes und das Ausleben der zwischenmenschlichen Beziehungen.
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Federnschleißen
Jede Mutter war bestrebt der Tochter im Falle ihrer Verheiratung  Tuchenten und Polster mitzugeben.
Daher hielt man am Hofe Gänse, welche zum einem einen köstlichen Feiertagsbraten lieferten, zum anderen die Federn. Um die Federn auch zu vermehren, wurden diese Gänse vor der Mauser gerupft. Bei der Schlachtung wieder achtete man peinlich darauf, dass kein Blut auf die Federn kommt, denn durch dieses wurden später die Motten angelockt.
Das Federnschleißen war ein Ritual, welches schon Tage zuvor begann. Es wurde gebacken, die Frauen mussten verständigt werden und die Federn in wärmere Räume gebracht, denn warme Federn ließen sich leichter verarbeiten.
Am Abend dann versammelten sich die Nachbarinnen um den großen Küchentisch, wo in der Mitte ein riesiger Federhaufen platziert wurde. Husten, Niesen und hastige Bewegungen waren verpönt, da das Federmaterial leicht in Bewegung kam.
Von jeder einzelnen Feder wurde nun der Flaum vom Kiel gezogen, der Kiel unter den Tisch geworfen und dazwischen begann der amüsante Dorftratsch. Mit Inbrunst wurden vor allem die Mädchen sowie die jüngeren Frauen mit allen möglichen Männern in Verbindung gebracht.
Gegen 22 Uhr wurde zusammengeräumt, die Kleider soweit es ging, vom Flaum abgeklopft und dann setzte man sich wieder um den Tisch und genoss Tee mit Kuchen. Spät wurde dann der Nachhauseweg angetreten. 
Dabei passierte der Rosa Tante folgende Geschichte:
Sie muss auf ihrem Weg hinunter zu ihrem Haus um die damals noch vorhandene Friedhofecke. Ortsbeleuchtung gab’s nicht, die Nacht war stockdunkel. Um die Friedhofecke stößt sie mit jemandem zusammen, erschrickt und schreit auf. Vom Gegenüber kommt eine beruhigende Stimme:  „Nur ka Angst, bin i nur der Todt“ !
Es war der Toth Janoš, der ebenfalls auf dem Nachhausweg war.
Gerhard Frohner 2010


==Kartoffelkäfer suchen==
==Kartoffelkäfer suchen==

Version vom 7. März 2010, 16:45 Uhr

In der Landwirtschaft wurden Arbeiten durchgeführt, die heute nicht mehr notwendig sind, oder aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gemacht werden.

Federn schleißen

Dies war eine Arbeit der Frauen im Winter: "Von Gänsefedern den Flaum von den Kielen abziehen", zit. aus dem Österreichischen Wörterbuch.


Federnschleißen
Eine Zeitzeugin, Regina Schuster, erzählt:

An einem großen Tisch sitzen Frauen mit ihren Freundinnen, Nachbarinnen und weiblichen Verwandten. Es ist ein Herbst- oder Winterabend, und die Arbeiten am Feld und im Weingarten ruhen. Die Hausfrau hat nun mehr Zeit, die monatelang vorher in Papiersäcken gesammelten Federn der hauseigenen Gänse und Enten hervorzuholen. Diese durften nur trocken abgefüllt werden.

Die Federn werden am Tisch verteilt. Es müssen alle Fenster geschlossen bleiben und die Tür auch, damit kein Luftzug entsteht, der die Federn im Raum verteilen könnte. Jede einzelne Feder ist sehr wertvoll - die kleinen weißen am wertvollsten - weil am weichsten. Die Gruppe von Frauen hilft der Hausfrau beim Schaffen einer Polster- oder Tuchentfülle. Sie nehmen die Feder in die eine Hand, und mit der anderen entfernen sie die feinen, weichen Federnteile vom Kiel. Dieser ist Abfall, und wird auf den Boden geschmissen. Das Abgeschlissene – der Flaum - wird in selbstgenähte Polster- und Tuchentinlets gefüllt. So entsteht das handgemachte, warme Bettzeug für die Hausfrau und ihre Familie. Es dauert Stunden, oft Tage bis alle Federn geschlissen und die gemeinsame Arbeit und das Zusammenhelfen beendet werden konnte.

Jedes Mal ist es eine gesellige, lustige Runde, bei der gleichzeitig viel besprochen und über Dinge geredet wird, die jede der einzelnen Frauen bewegen. Anstatt die Federn der Gänse und Enten einfach wegzuwerfen, schaffen die Frauen gleichzeitig eine sinnvolle Verwertung eines Nebenproduktes und das Ausleben der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Federnschleißen

Jede Mutter war bestrebt der Tochter im Falle ihrer Verheiratung Tuchenten und Polster mitzugeben. Daher hielt man am Hofe Gänse, welche zum einem einen köstlichen Feiertagsbraten lieferten, zum anderen die Federn. Um die Federn auch zu vermehren, wurden diese Gänse vor der Mauser gerupft. Bei der Schlachtung wieder achtete man peinlich darauf, dass kein Blut auf die Federn kommt, denn durch dieses wurden später die Motten angelockt.

Das Federnschleißen war ein Ritual, welches schon Tage zuvor begann. Es wurde gebacken, die Frauen mussten verständigt werden und die Federn in wärmere Räume gebracht, denn warme Federn ließen sich leichter verarbeiten. Am Abend dann versammelten sich die Nachbarinnen um den großen Küchentisch, wo in der Mitte ein riesiger Federhaufen platziert wurde. Husten, Niesen und hastige Bewegungen waren verpönt, da das Federmaterial leicht in Bewegung kam. Von jeder einzelnen Feder wurde nun der Flaum vom Kiel gezogen, der Kiel unter den Tisch geworfen und dazwischen begann der amüsante Dorftratsch. Mit Inbrunst wurden vor allem die Mädchen sowie die jüngeren Frauen mit allen möglichen Männern in Verbindung gebracht. Gegen 22 Uhr wurde zusammengeräumt, die Kleider soweit es ging, vom Flaum abgeklopft und dann setzte man sich wieder um den Tisch und genoss Tee mit Kuchen. Spät wurde dann der Nachhauseweg angetreten. Dabei passierte der Rosa Tante folgende Geschichte: Sie muss auf ihrem Weg hinunter zu ihrem Haus um die damals noch vorhandene Friedhofecke. Ortsbeleuchtung gab’s nicht, die Nacht war stockdunkel. Um die Friedhofecke stößt sie mit jemandem zusammen, erschrickt und schreit auf. Vom Gegenüber kommt eine beruhigende Stimme: „Nur ka Angst, bin i nur der Todt“ ! Es war der Toth Janoš, der ebenfalls auf dem Nachhausweg war.

Gerhard Frohner 2010



Kartoffelkäfer suchen

Eintrag in der Schulchronik:
"23.Juni 1950: 2. Kartoffelkäfer-Suchtag. Die Kinder der 4. u. 3. Klasse (8. bis 4. Schuljahr) und die Schüler der Ackerbauschule, sowie die bäuerliche Bevölkerung, in je 10 Gruppen aufgeteilt, nehmen daran Teil. Es wurde kein Schädling gefunden."

"21. Juli 1950: 3. Kartoffelkäfer-Suchtag. Es wurden keine Käfer gefunden."

"25. August 1950: Letzter Kartoffelkäfer-Suchtag. Teilnehmer: 10 Schüler der Volksschule der 4. Klasse, 10 Ackerbauschüler, Herr Hofer, Bauer von No 20, und eine Arbeiterin der Bauernwirtschaft des Herrn Leopold Ricker. Fünf Gruppen verteilten sich strahlenförmig, um die Kartoffeläcker abzusuchen, kleine Fläschen mit etwas Petroleum wurden mitgenommen, um im Falle des Antreffens von Käfern oder oder Larven sie dort aufzubewahren. - Es wurden kein Käfer gefunden."


Rüben vereinzeln

Die Zuckerrüben wurden früher mit der normalen Drillsämaschine angebaut. Aus den einzelnen Rübensamenkörner keimten mehrere Triebe, es wurde aber nur EINER gebraucht. Die anderen, überzähligen wurden mit der Hand ausgezupft. Außerdem wurden sehr viel mehr Körner gesät. Mit der Rübenhacke ("Rübenheindl") wurden so ausgedünnt, dass etwa alle 15 - 20 cm ein Rübenpflänzchen stehen blieb. Gleichzeitig wurde auch das Unkraut entfernt.


Rueben vereinzeln 1962 Glinzendorf.jpg
Bildquelle: Martin Grimling

Kartoffeln scheren

Hochdeutsch heißt diese Arbeit: "Kartoffeln hacken". Dabei ging es in erster Linie um die Bekämpfung des Unkrautes. Es wurde "ausgehackt". Zwischen den Reihen zogen Pferde die Hackmesser. Aber in der Reihe, zwischen den einzelnen Kartoffelstauden wurde das Unkraut mit menschlicher Arbeitskraft entfernt.

Das Bild zeigt eine Schar Landarbeiter beim Kartoffeln scheren.

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Fotoquelle: Günther Zier

Kartoffeln klauben

Kartoffeln wurden früher mit der Hand auf den Feldern aufgelesen und in Säcke gefällt. Am Abend wurden diese Säcke auf Anhänger mit Muskelkraft aufgeladen und abtransportiert. Eine Arbeit, die heute undenkbar wäre. Die Kartoffelernte läuft mit Kartoffelvollerntemaschinen.

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Bildquelle: Martin Grimling