Pferdegespanne: Unterschied zwischen den Versionen
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Früher wurden in der Landwirtschaft viele Pferde als Zugtiere benützt. | Früher wurden in der Landwirtschaft viele Pferde als Zugtiere benützt. | ||
Bildquelle: | <gallery mode="packed" heights=330px caption="Pferdegespanne bei der Arbeit"> | ||
file: Pferde_der_Lw.Fachschule.jpg | Pferde der Landwirtschaftlichen Fachschule ca. nach 1950. Bildquelle: ''G. Frohner'' | |||
bild:Pferdegespann Grimling um 1954.jpg |Bildquelle: ''Martin Grimling'' | |||
Bild:Gespann-Jauchführen-Kögl_1943.jpg | 1943, Maria Kögl (verh. Brenner) beim Jauche-ausführen mit Pferdegespann. Bildquelle: ''Gerhard Fuchs'' | |||
bild:Pferdeschlitten.jpg |Dieses Foto zeigt belgische Kriegsgefangen mit Frohners Pferden am ehemaligen Fußballplatz an der Bahnstraße. 1940/41, Fotoquelle: ''G.Frohner'' | |||
bild:Pferdegspann Ruebenabtransport.jpg | Pferdegspann beim Abtransport von Zuckerrüben, etwa in den 1930ern, Bildquelle: ''Mag. Günther Zier'' | |||
Bild:Drusch1936_Zufuehren_Getreide_zur_Dreschmaschine.jpg | Zuführen des Getreides zur Dreschmaschine, Tanzer A. 1936. Bildquelle: ''Gerhard Frohner'' | |||
Datei:Tanzer_Joh.1937-w_.jpg| Pferdegespann beim Transport des reifen Getreides zur Dreschmaschine, Tanzer A. 1936. Bildquelle: ''Gerhard Frohner'' | |||
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Prächtig geschmückte Pferdegespanne aus 1932 sind auch in [[10-jähriges Jubiliäum 1932 | Festumzug zum 10-jährigen Bestehen des Musikvereins Harmonie 1932]] zu sehen. | |||
Viele Pferde wurden auch zum Kriegsdienst eingezogen: [[Kriegsdienste#Pferde]] | |||
== Pferdezüchter == | |||
P. Snopek und Joh. Hansi, sowie L. u. H. Ricker waren Pferdezüchter | |||
<gallery widths=420px heights=300px perrow=2 caption="Zuchtpferde"> | |||
file:Zuchtstute_mit_Bruder_von_Franz_Leban_Luci_Franz_u_Robert.jpg | Zuchtstute von Paul Snopek, mit Franz Leban; auf dem Pferd: Luci, Franz, Robert. Fotoquelle: ''R.Schmid''. | |||
file:Paul_Snopek_Paul_mit_Hengst.jpg | Paul Snopek mit Stute. Bildquelle: ''R. Schmid'' | |||
file:H_Ricker_mit_Stute_u_Fohlen.jpg | H. Ricker mit Stute und Fohlen. Bildquelle: ''Ilse Frohner'' | |||
file:H_Ricker_m_Hengst.jpg | H. Ricker mit Hengst. Bildquelle: ''Ilse Frohner'' | |||
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==Das Pferd, wichtigster Helfer der Bauern== | |||
Pferde - Kult, Text von Gehard Frohner. | |||
Pferde - das war bei den Menschen ein Begriff, es füllte ihr ganzes Denken aus und so kam es zu Handlungen, die einen so hohen Stellenwert bekamen, dass man schon von einem Kult sprechen konnte. | |||
Der Spruch aus jener Zeit lautete: | |||
: „Weibersterben, kein verderben, | |||
: Pferdverrecken, kann den Bauern schrecken“ | |||
Das hört sich sehr brutal an, doch es zeigt den damaligen Stellenwert des Pferdes. Die Bauern, bzw. die Landbevölkerung übernahm diese Pferdekultur nach dem 1. Weltkrieg von den immer weniger werdenden Fiakern der Städte. | |||
Ich berichte, was ich in Obersiebenbrunn über dieses Thema hörte, selbst sah und erlebte. | |||
Das betrifft hauptsächlich die 1930-er Jahre. Der Krieg ab 1939 und der Zusammenbruch danach vernichteten alles, was vorher wichtig und Tradition war. | |||
==== Pferdeknechte ==== | |||
Also jeder Bauer hatte je nach der Größe seines Feldbesitzes die entsprechende Anzahl von Pferden. Für diese benötigten die Bauern eine entsprechende Anzahl von Kutschern. Das feine Wort "Kutscher" war bei den Wiener Fuhrwerkern üblich. Am Land waren es die Pferdeknechte. | |||
Jeder dieser Knechte betreute zwei Pferde. Es machte nicht viel Unterschied zwischen den fremden Knechten und den eigen Söhnen oder mitarbeitenden Verwandten. Die meisten hatten ihre Schlafstatt neben dem Pferdestall. Dies hatte den Vorteil, dass sie hörten, wann im Stall was los war und obendrein war es gemütlich warm. Von einer Geruchsbelästigung war keine Rede. | |||
====Fütterung und Pflege==== | |||
Morgens um 5 Uhr wurde eingefüttert, der Stall ausgemistet und danach widmete man sich der Pflege der Tiere: striegeln und bürsten eine halbe Stunde lang. Man konnte den Eifer der Pfleger leicht kontrollieren. Diese mussten den Striegel am Gang ausklopfen, um den Staub so zu entfernen. Am Gang hinter dem Tier sollten fünf solcher Staubstrieche zu sehen sein. | |||
Zwei Stunden gönnte man den Pferden das morgendliche Futter, dann wurde getränkt und angeschirrt. Zum Tränken gab es hölzerne Tränkbutten und diese waren nur für die Pferde bestimmt. Die verwöhnten Tiere tranken nie aus einem Kübel, aus dem vorher ein Rind gesoffen hatte. Dann ging es hinaus zur Arbeit. | |||
Ohne Uhr wusste man, wann es Mittag war, denn die klugen Tiere drängten um diese Zeit zum Wagen. Bei noch so einem weiten Weg nach Hause konnte man ruhig dahindösen, die Tiere schritten von alleine schnell heimwärts. Nur bei der Umstellung des Linksverkehrs im Jahre 1938 auf den deutschen Rechtsverkehr hatte man Probleme. Die Tiere wollten tagelang nur die linke Fahrbahnseite benützen. Nach Beendigung der Arbeiten am Abend wurden die Pferde samt Wagen durch die [[Saulacke]] getrieben. | |||
====Kommandos für die Pferde==== | |||
Die Pferde waren immer konzentriert bei der Sache. Sie reagierten auf auch leise Zurufe. | |||
Die Befehle lauteten: | |||
Für links: HÜ - für rechts: HOT - für Halt: Ööh - für weitergehen: HÜ - | |||
für zurück: ZURÜCK, oder SCHIEB ZRUCK | |||
====Reinigung und Pfleg der Pferde==== | |||
Den hohen Stellenwert der Pferde ersieht man auch, dass es in Obersiebenbrunn in den 20er u. 30er Jahren zwei angemeldete Gewerbebetriebe für Pferdeschur gab. Dies waren Franz Slavik und Alois Prohaska. Hauptsächlich im Fühjahr wurde den Pferden das lange Winterhaar geschoren, damit man mit Striegel und Bürste die Pflege leichter und effektiver erledigen konnte. | |||
Der Sonntagvormittag wurde meist ebenfalls den Pferden gewidmet. Bei warmen Wetter | |||
zog man zur [[Saulacke]], watete mit den Pferden hinein, übergoss sie mit einem Kübel Wasser und schruppte das Pferd ab. Daheim wieder wusch man die Füße und Fessel mit einer Reibbürste. Die Hufe wurden mit Huffett eingefettet. | |||
Anschließend widmete man sich dem Pferdegeschirr. Lederriemen wurden eingefettet und die Beschläge des Geschirrs wurden mit Sidol zum Glänzen gebracht. Dieses Geschirr war vielen Bauern sehr wichtig. Mann scheute keine Kosten, um ja recht viel mit Messingrosetten besetzte Lederriemen anzubringen. Heute kann man so manche prächtige „Paraderiemen“ in Museen bewundern. | |||
== Das letzte Pferd des Meierhofes == | |||
Das Bild zeigt das letzte Pferd des Meierhofes auf der Fahrt zum Milchhaus. Herrn Hirschböck als Kutscher bei der Milchlieferung.<br> | |||
Bildquelle: ''Gerhard Frohner'' | |||
[[Bild:Das letzte Pferd des Meierhofes.jpg | 600 px |border]] |
Aktuelle Version vom 9. Mai 2022, 21:57 Uhr
Pferde
Früher wurden in der Landwirtschaft viele Pferde als Zugtiere benützt.
- Pferdegespanne bei der Arbeit
Prächtig geschmückte Pferdegespanne aus 1932 sind auch in Festumzug zum 10-jährigen Bestehen des Musikvereins Harmonie 1932 zu sehen.
Viele Pferde wurden auch zum Kriegsdienst eingezogen: Kriegsdienste#Pferde
Pferdezüchter
P. Snopek und Joh. Hansi, sowie L. u. H. Ricker waren Pferdezüchter
- Zuchtpferde
Das Pferd, wichtigster Helfer der Bauern
Pferde - Kult, Text von Gehard Frohner.
Pferde - das war bei den Menschen ein Begriff, es füllte ihr ganzes Denken aus und so kam es zu Handlungen, die einen so hohen Stellenwert bekamen, dass man schon von einem Kult sprechen konnte.
Der Spruch aus jener Zeit lautete:
- „Weibersterben, kein verderben,
- Pferdverrecken, kann den Bauern schrecken“
Das hört sich sehr brutal an, doch es zeigt den damaligen Stellenwert des Pferdes. Die Bauern, bzw. die Landbevölkerung übernahm diese Pferdekultur nach dem 1. Weltkrieg von den immer weniger werdenden Fiakern der Städte.
Ich berichte, was ich in Obersiebenbrunn über dieses Thema hörte, selbst sah und erlebte. Das betrifft hauptsächlich die 1930-er Jahre. Der Krieg ab 1939 und der Zusammenbruch danach vernichteten alles, was vorher wichtig und Tradition war.
Pferdeknechte
Also jeder Bauer hatte je nach der Größe seines Feldbesitzes die entsprechende Anzahl von Pferden. Für diese benötigten die Bauern eine entsprechende Anzahl von Kutschern. Das feine Wort "Kutscher" war bei den Wiener Fuhrwerkern üblich. Am Land waren es die Pferdeknechte.
Jeder dieser Knechte betreute zwei Pferde. Es machte nicht viel Unterschied zwischen den fremden Knechten und den eigen Söhnen oder mitarbeitenden Verwandten. Die meisten hatten ihre Schlafstatt neben dem Pferdestall. Dies hatte den Vorteil, dass sie hörten, wann im Stall was los war und obendrein war es gemütlich warm. Von einer Geruchsbelästigung war keine Rede.
Fütterung und Pflege
Morgens um 5 Uhr wurde eingefüttert, der Stall ausgemistet und danach widmete man sich der Pflege der Tiere: striegeln und bürsten eine halbe Stunde lang. Man konnte den Eifer der Pfleger leicht kontrollieren. Diese mussten den Striegel am Gang ausklopfen, um den Staub so zu entfernen. Am Gang hinter dem Tier sollten fünf solcher Staubstrieche zu sehen sein.
Zwei Stunden gönnte man den Pferden das morgendliche Futter, dann wurde getränkt und angeschirrt. Zum Tränken gab es hölzerne Tränkbutten und diese waren nur für die Pferde bestimmt. Die verwöhnten Tiere tranken nie aus einem Kübel, aus dem vorher ein Rind gesoffen hatte. Dann ging es hinaus zur Arbeit.
Ohne Uhr wusste man, wann es Mittag war, denn die klugen Tiere drängten um diese Zeit zum Wagen. Bei noch so einem weiten Weg nach Hause konnte man ruhig dahindösen, die Tiere schritten von alleine schnell heimwärts. Nur bei der Umstellung des Linksverkehrs im Jahre 1938 auf den deutschen Rechtsverkehr hatte man Probleme. Die Tiere wollten tagelang nur die linke Fahrbahnseite benützen. Nach Beendigung der Arbeiten am Abend wurden die Pferde samt Wagen durch die Saulacke getrieben.
Kommandos für die Pferde
Die Pferde waren immer konzentriert bei der Sache. Sie reagierten auf auch leise Zurufe. Die Befehle lauteten:
Für links: HÜ - für rechts: HOT - für Halt: Ööh - für weitergehen: HÜ - für zurück: ZURÜCK, oder SCHIEB ZRUCK
Reinigung und Pfleg der Pferde
Den hohen Stellenwert der Pferde ersieht man auch, dass es in Obersiebenbrunn in den 20er u. 30er Jahren zwei angemeldete Gewerbebetriebe für Pferdeschur gab. Dies waren Franz Slavik und Alois Prohaska. Hauptsächlich im Fühjahr wurde den Pferden das lange Winterhaar geschoren, damit man mit Striegel und Bürste die Pflege leichter und effektiver erledigen konnte. Der Sonntagvormittag wurde meist ebenfalls den Pferden gewidmet. Bei warmen Wetter zog man zur Saulacke, watete mit den Pferden hinein, übergoss sie mit einem Kübel Wasser und schruppte das Pferd ab. Daheim wieder wusch man die Füße und Fessel mit einer Reibbürste. Die Hufe wurden mit Huffett eingefettet.
Anschließend widmete man sich dem Pferdegeschirr. Lederriemen wurden eingefettet und die Beschläge des Geschirrs wurden mit Sidol zum Glänzen gebracht. Dieses Geschirr war vielen Bauern sehr wichtig. Mann scheute keine Kosten, um ja recht viel mit Messingrosetten besetzte Lederriemen anzubringen. Heute kann man so manche prächtige „Paraderiemen“ in Museen bewundern.
Das letzte Pferd des Meierhofes
Das Bild zeigt das letzte Pferd des Meierhofes auf der Fahrt zum Milchhaus. Herrn Hirschböck als Kutscher bei der Milchlieferung.
Bildquelle: Gerhard Frohner