Pferdegespanne

Aus Dorfchronik
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Pferde

Früher wurden in der Landwirtschaft viele Pferde als Zugtiere benützt.





Prächtig geschmückte Pferdegespanne aus 1932 sind auch in Festumzug zum 10-jährigen Bestehen des Musikvereins Harmonie 1932 zu sehen.

Viele Pferde wurden auch zum Kriegsdienst eingezogen: Kriegsdienste#Pferde

Pferdezüchter

P. Snopek und Joh. Hansi, sowie L. u. H. Ricker waren Pferdezüchter

Das Pferd, wichtigster Helfer der Bauern

Pferde - Kult, Text von Gehard Frohner.

Pferde - das war bei den Menschen ein Begriff, es füllte ihr ganzes Denken aus und so kam es zu Handlungen, die einen so hohen Stellenwert bekamen, dass man schon von einem Kult sprechen konnte.

Der Spruch aus jener Zeit lautete:

„Weibersterben, kein verderben,
Pferdverrecken, kann den Bauern schrecken“

Das hört sich sehr brutal an, doch es zeigt den damaligen Stellenwert des Pferdes. Die Bauern, bzw. die Landbevölkerung übernahm diese Pferdekultur nach dem 1. Weltkrieg von den immer weniger werdenden Fiakern der Städte.

Ich berichte, was ich in Obersiebenbrunn über dieses Thema hörte, selbst sah und erlebte. Das betrifft hauptsächlich die 1930-er Jahre. Der Krieg ab 1939 und der Zusammenbruch danach vernichteten alles, was vorher wichtig und Tradition war.

Pferdeknechte

Also jeder Bauer hatte je nach der Größe seines Feldbesitzes die entsprechende Anzahl von Pferden. Für diese benötigten die Bauern eine entsprechende Anzahl von Kutschern. Das feine Wort "Kutscher" war bei den Wiener Fuhrwerkern üblich. Am Land waren es die Pferdeknechte.

Jeder dieser Knechte betreute zwei Pferde. Es machte nicht viel Unterschied zwischen den fremden Knechten und den eigen Söhnen oder mitarbeitenden Verwandten. Die meisten hatten ihre Schlafstatt neben dem Pferdestall. Dies hatte den Vorteil, dass sie hörten, wann im Stall was los war und obendrein war es gemütlich warm. Von einer Geruchsbelästigung war keine Rede.

Fütterung und Pflege

Morgens um 5 Uhr wurde eingefüttert, der Stall ausgemistet und danach widmete man sich der Pflege der Tiere: striegeln und bürsten eine halbe Stunde lang. Man konnte den Eifer der Pfleger leicht kontrollieren. Diese mussten den Striegel am Gang ausklopfen, um den Staub so zu entfernen. Am Gang hinter dem Tier sollten fünf solcher Staubstrieche zu sehen sein.

Zwei Stunden gönnte man den Pferden das morgendliche Futter, dann wurde getränkt und angeschirrt. Zum Tränken gab es hölzerne Tränkbutten und diese waren nur für die Pferde bestimmt. Die verwöhnten Tiere tranken nie aus einem Kübel, aus dem vorher ein Rind gesoffen hatte. Dann ging es hinaus zur Arbeit.

Ohne Uhr wusste man, wann es Mittag war, denn die klugen Tiere drängten um diese Zeit zum Wagen. Bei noch so einem weiten Weg nach Hause konnte man ruhig dahindösen, die Tiere schritten von alleine schnell heimwärts. Nur bei der Umstellung des Linksverkehrs im Jahre 1938 auf den deutschen Rechtsverkehr hatte man Probleme. Die Tiere wollten tagelang nur die linke Fahrbahnseite benützen. Nach Beendigung der Arbeiten am Abend wurden die Pferde samt Wagen durch die Saulacke getrieben.

Kommandos für die Pferde

Die Pferde waren immer konzentriert bei der Sache. Sie reagierten auf auch leise Zurufe. Die Befehle lauteten:

Für links: HÜ - für rechts: HOT - für Halt: Ööh - für weitergehen: HÜ - für zurück: ZURÜCK, oder SCHIEB ZRUCK

Reinigung und Pfleg der Pferde

Den hohen Stellenwert der Pferde ersieht man auch, dass es in Obersiebenbrunn in den 20er u. 30er Jahren zwei angemeldete Gewerbebetriebe für Pferdeschur gab. Dies waren Franz Slavik und Alois Prohaska. Hauptsächlich im Fühjahr wurde den Pferden das lange Winterhaar geschoren, damit man mit Striegel und Bürste die Pflege leichter und effektiver erledigen konnte. Der Sonntagvormittag wurde meist ebenfalls den Pferden gewidmet. Bei warmen Wetter zog man zur Saulacke, watete mit den Pferden hinein, übergoss sie mit einem Kübel Wasser und schruppte das Pferd ab. Daheim wieder wusch man die Füße und Fessel mit einer Reibbürste. Die Hufe wurden mit Huffett eingefettet.

Anschließend widmete man sich dem Pferdegeschirr. Lederriemen wurden eingefettet und die Beschläge des Geschirrs wurden mit Sidol zum Glänzen gebracht. Dieses Geschirr war vielen Bauern sehr wichtig. Mann scheute keine Kosten, um ja recht viel mit Messingrosetten besetzte Lederriemen anzubringen. Heute kann man so manche prächtige „Paraderiemen“ in Museen bewundern.


Das letzte Pferd des Meierhofes

Das Bild zeigt das letzte Pferd des Meierhofes auf der Fahrt zum Milchhaus. Herrn Hirschböck als Kutscher bei der Milchlieferung.
Bildquelle: Gerhard Frohner

Das letzte Pferd des Meierhofes.jpg