Spanische Grippe 1918

Aus Dorfchronik
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Die Krankheit

Die Spanische Grippe war eine Krankheit, die durch einen ungewöhnlich virulenten Abkömmling des Influenzavirus, (Influenza-A-Virus H1N1|Subtyp A/H1N1) verursacht wurde und zwischen 1918 und 1920 mindestens 25 Millionen, nach einer Bilanz der Fachzeitschrift Bulletin of the History of Medicine vom Frühjahr 2002 sogar knapp 50 Millionen Todesopfer forderte.[1] Quelle: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spanische_Grippe&oldid=175114914

Die Auswirkung der Spanischen Grippe war so stark, dass in der neueren Zeit von "Pandemie" gesprochen wird. Die Verbreitung der Krankheit ist damit in absoluten Zahlen mit dem Ausbruch der Pest (Schwarzer Tod, Pest von 1348) vergleichbar, der damals mehr als ein Drittel der europäischen Bevölkerung zum Opfer fiel. Eine Besonderheit der Spanischen Grippe war, dass ihr vor allem 20- bis 40-jährige Menschen erlagen, während Influenzaviren sonst besonders Kleinkinder und alte Menschen gefährden.

Die Bezeichnung „Spanische Grippe“

Der Name Spanische Grippe entstand, nachdem die ersten Nachrichten über die Seuche aus Spanien kamen; als neutrales Land hatte Spanien im Ersten Weltkrieg eine relativ liberale Zensur (Informationskontrolle), sodass dort im Unterschied zu anderen betroffenen Ländern Berichte über das Ausmaß der Seuche nicht unterdrückt wurden: Nachrichtenagenturen meldeten Ende Mai 1918, dass in ganz Spanien acht Millionen Menschen infiziert waren; in Madrid erkrankte jeder Dritte. Büros und Geschäfte mussten geschlossen werden. Die Straßenbahnen stellten ihren Dienst ein.

Die Spanische Grippe in Obersiebenbrunn

Im wichtigsten, historischen Buch über Obersiebenbrunn (Weyrich: "Floridsdorf - Umgebung", 1924) findet man keine Aufzeichnungen über die Spanische Grippe in Obersiebenbrunn. Weyrich hatte den wichtigsten Teil seines Buches während der Kriegsjahre geschrieben. Er war damals Bezirksschulinspekter im Bezirk Floridsdorf und Umgebung und hat wahrscheinlich von den vielen Grippe-Kranken erfahren. Anderseits war er auch dazu verpflichtet, die Epidemie möglichst herunterzuspielen, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Aus der heutigen Sicht eine unverständliche Zensur der Behörden. Vermutlich hat die mangelnde Information der Bevölkerung die Ausbreitung der Grippe wesentlich beschleunigt.

Auch Dr. Erich Prem hat in seiner Ortschronik von Obersiebenbrunn (1990) nur sehr wenig zur Spanischen Grippe geschrieben. [2]

Der ORF berichtet 2018:

"Schulen schließen 'nach eigenem Ermessen'

Am 5. Oktober (1918) erging aber laut „Illustrierter Kronen Zeitung“ zumindest vom niederösterreichischen Landesschulrat die Weisung, dass die Schulen „nach eigenem Ermessen“ und „eventuell nach Anhörung eines Amtsarztes oder des Schularztes“ ganze Klassen oder die gesamte Anstalt schließen können, falls Grippefälle aufgetreten sind. Diese Regelung war noch vorsichtig und galt vorerst bis 20. Oktober." [3]


Helga Hansi hat in der Pfarrchronik Obersiebenbrunn zum Thema "Spanische Grippe" recherchiert:

"1918

Grippe: Dass der Krieg Hungersnot und Krankheiten im Gefolge haben werde, war ja vorauszusehen. Wohl wurde den bekannten Kriegskrankheiten erfolgreich entgegengetreten, jedoch im Herbste kam doch die „große bekannte Unbekannte“, die man diesmal als spanische Grippe bezeichnete, weil sie erstmals in Spanien auftrat. Neben den gewöhnlichen Erscheinungen der Grippe trat häufig eine heftige Lungenentzündung auf, die oftmals Todesursache wurde. Auch in unserer Gemeinde war fast nicht ein Haus, wo sie nicht einkehrte, vielfach lagen ganze Familien zu Bette; jedoch holte sie sich nur 5 Todesopfer. Als die Krankheit am heftigsten wütete, hatte unser Arzt ( in Leopoldsdorf wohnhaft ) beinahe 2000 Patienten liegen, die er unmöglich alle besuchen konnte." [4]
Die Schulchronik aus 1918 ist leider verschollen.

Grippeopfer unter den Gefallen des 1. Weltkrieges:

Für 2 Soldaten wurde Grippe / Influenza als Todesursache angegeben:

GARTNER Mathias, Nr. 111, geb.1.1.1895, gest. 29.10.1918 im Truppenspital Krems an Influenza
VYMYSLICKY Johann, geb. 12.2.1886, gest.14.7.1918 in Obersiebenbrunn an Grippe, während eines kurzen Urlaubes

recherchiert von Helga Hansi



  1. Niall P. A. S. Johnson, Juergen D. Mueller: Updating the Accounts: Global Mortality of the 1918–1920 „Spanish“ Influenza Pandemic. In: Bulletin of the History of Medicine. Band 76, Nr. 1, 2002, S. 105–115
  2. Prem: "Obersiebenbrunn, Geschichte einer Marktgemeinde", Seite 109. http://Doku-Obersiebenbrunn.7br.at/chronik_o7b/Chronik_von_O7B.pdf Heimatbuch Obersiebenbrunn
  3. http://orf.at/stories/2426035/2426119/
  4. Pfarrgedenkbuch Obersiebenbrunn, Recherche: Helga Hansi, 2018