Napoleon-Krieg Schlacht b.Wagram 1809

Aus Dorfchronik
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Die Schlacht von Wagram am 5. und 6. Juli 1809 und der Ort Obersiebenbrunn

Bei Morgengrauen des zweiten Schlachttages hatte Napoleon seinen rechten Flügel vor allem durch Reiterei verstärkt und Davout ein klares Ziel gesetzt: Sturm auf Markgrafneusiedl und Umfassung des Korps Rosenberg. Der Marschall gliederte sein Korps so um, dass er zwei Divisionen in der Front hatte (Puthod und Gudin) und zwei weitere (Morand und Friant), um Rosenberg in die Flanke zu fallen. Bis es soweit war, lieferten sich Franzosen und Österreicher ein Artillerieduell, bei dem sich die Artillerie des französischen 111. Korps überlegen zeigte. Zudem wurde sie von der Artillerie des benachbarten 11. Korps unterstützt.

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Blau Franzosen, Rot Österreich. Man sieht die klare Übermacht im Gemeindegebiet

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Die Franzosen überschritten mit der Reiterei bei Leopoldsdorf im Marchfeld den Rußbach.


Die blau gestrichelte Linie zeigt den Aufmarsch der Franzosen von Leopoldsdorf aus

Dann schickte Davout seine zahlreiche Kavallerie gegen Obersiebenbrunn vor, damit der Infanterie ein entsprechender Aufmarschraum zur Verfügung stand. Das zwang die Reiterei des österreichischen 4. Korps unter General Marschall Frelich zur Räumung des Ortes Obersiebenbrunn.

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Die mächtige Kavallerie der Franzosen erzwang die Räumung von Obersiebenbrunn

Rosenberg konnte die Bewegungen der Franzosen von der Anhöhe des Wagram aus verfolgen und ahnte auch schon, was da auf ihn zukam. Alles, was er in der Front entbehren konnte, warf er an den Südostausgang von Markgrafneusiedl, um die dort an einem Graben aufgestellten Truppen zu verstärken. Insgesamt standen somit fünf Bataillone an diesem Graben. Dort, wo er aufhörte, marschierten die Brigade Mayer, die Infanterie-Regimenter Hoch- und Deutschmeister und Kerpen auf, nebst zwei Landwehr-Bataillonen. Dahinter stellten sich die Reste von drei weiteren Infanterie-Regimentern und Landwehr- Bataillone bereit. An den äußersten linken Flügel auf Obersiebenbrunner Gemeindegebiet nahe dem Meierhof Siehdichfür beorderte Rosenberg praktisch seine gesamte Kavallerie, die dank der Verstärkung durch die Division Feld Marschall Leutnant Nostitz vom Kavallerie-Korps 38 Eskadronen zählte. In der ursprünglichen Stellung beim ,Alten Turm, von Markgrafneusiedl verblieben nur drei Infanterie-Brigaden und die Geschützbedeckungen in Form von zwei Bataillonen. Angesichts des Aufmarsches Davouts sandte Rosenberg zweimal hintereinander Melder zu Erzherzog Carl mit der Bitte um Verstärkung. Der konnte aber nur empfehlen, auszuharren, bis Erzherzog Johann mit seinem Korps herankomme.

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Um 10 Uhr hatte das französische 111. Korps seine Verschiebung beendet. Unter dem Schutz der Artillerie gingen die beiden umfassenden Divisionen immer näher heran. Ein Sturmangriff, der auf die Brigade Mayer zielte, wurde abgeschlagen, die Vorrückung der Franzosen zum Stehen gebracht. Doch da zeigte der Angriff in der Front bei Markgrafneusiedl plötzlich Wirkung. Die Divisionen Puthod und Gudin drangen in den Ort ein und konnten erst in unmittelbarer Nähe des Alten Turmes, aufgehalten werden. Angriffe, Abwehr, Gegenangriffe und Reiterattacken erfolgten auf engstem Raum. Um den Turm tobte der Nahkampf mit dem Bajonett. Immer wieder war die Brigade Mayer Ziel der anstürmenden Franzosen. Feld Marschall Leutnant Nordmann, der kluge und tapfere Führer der Avantgarde, fiel, und um die Mittagsstunde standen die Soldaten der Division Friant beim Alten Turm. Noch immer war vom Korps Erzherzog Johanns nichts zu sehen, konnte auch nichts zu sehen sein, denn dieses brach erst von Marchegg auf.

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Hier der zu späte Angriff von Erzherzog Johann. Es gab keine Gegner mehr die Schlacht war bereits beendet

Carl und Davout fassten etwa zur selben Zeit den Entschluss, die Entscheidung im Einsatz der auf beiden Seiten sehr starken Kavallerie zu suchen. Auf Obensiebenbrunner Gemeindegebiet, in der Nähe des Meierhofes Siehdichfür kam es zum größten Reiterkampf aller Zeiten. Mit allen Finessen der Kavallerietaktik suchten sich die Eskadronen die Flanken abzugewinnen, in die Masse der Gegner hineinzustoßen und sie niederzusäbeln. Als immer neue Reitermassen der Franzosen attackierten und schließlich die Kürassier-Division Grouchy gegen die bereits ihren Sammelplätzen zustrebenden und aufgelösten österreichischen Eskadronen anritt, war es nur zu augenscheinlich, dass die Niederlage des Korps Rosenberg nicht mehr aufzuhalten war. Alles Trachten musste dahin gehen, den Rückzug nach Norden über die Ebene in Ordnung durchzuführen. Es war 1 Uhr mittags. Am Abend des zweiten Schlachttages war die Welt für die Franzosen wieder in Ordnung. Napoleon hatte seine Armee zum Sieg geführt. Fast war die Niederlage von Aspern vergessen, denn die alles entscheidende Schlacht hatte der Imperator ja gewonnen. Wagram war auch die viel größere Schlacht gewesen. Zählt man die beiden Armeen zusammen, dann hatten fast doppelt soviel Soldaten an ihr teilgenommen als an der ersten Marchfeldschlacht.

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Hier dargestellt die Schlachthandlung auf Obersiebenbrunner Gemeindegebiet

Doch der Sieg war alles andere als leicht gewesen. Ja, im Vergleich der Verlustzahlen, sogar verkehrt im Verhältnis von Siegern und Besiegten: Verluste Österreich: Getötet: 4 Generäle, 190 Offiziere und 5.507 Mann. Verwundet: 13 Generäle, 616 Offiziere und 17.490 Mann. Erbeutet: 12 Adler und Fahnen sowie 21 Kanonen. Verluste Franzosen: Getötet: 5 Generäle, 238 Offiziere und 6.858 Mann. Verwundet: 37 Generäle, 883 Offiziere und 25.847 Mann. Erbeutet: nur 1 Fahne und 9 Kanonen. Lediglich bei den Gefangenen schnitt Österreich mit Verlusten von 18.000 gegenüber 4.000 schlechter ab. Nichtsdestoweniger bestand der Sieg der Franzosen vor allem darin, das Schlachtfeld bis zuletzt behauptet zu haben.

Das Schloss Obersiebenbrunn wurde nach der Schlacht von den Wundärzten als Spital genutzt. Es wurden dort vor allem die verletzten Soldaten aus der Reiterschlacht verarztet. Die Verletzungen waren aber bei vielen Soldaten so schwer dass man sich entschloss die Verstorbenen in einem Massengrab am Burgstall beizusetzen.

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Auf der Österreichischen Schlachtkarte ist der Ort Obersiebenbrunn sehr detailgenau gezeichnet

Ing. Robert Zatschkowitsch