Kirchturmbrand-Fehlalarm 1995

Aus Dorfchronik
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Fehlalarm "Kirchturmbrand" 1995

Autor: Gerhard Frohner

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Kirchturmbrand 1995

Ein schwüler Augusttag neigt sich zu Ende. Schwarze Wolken verfinstern den Himmel. Ein Gewitter zum Fürchten zieht herauf. Blitz und Donnerschlag alle paar Sekunden. Alles sitzt verschreckt daheim. Die Feuersirene ertönt dazwischen. Das Telefon läutet und die Gemeindesekretärin verlangt den Franz Frohner, der zu dieser Zeit Hptm.Stvtr. der Feuerwehr ist.

Franz ist jedoch schon ausgerückt. Die Worte der Sekretärin sprudeln aus dem Hörer: Der Kirchturm brennt!

Ich kann nur raten den Notruf 122 zu wählen.

Trotz des Wolkenbruchs fahre ich hinunter zur Gemeindekanzlei. Trotz des Wolkenbruchs stehen bereits viele Leute unter ihren Regenschirmen entlang der Post und schauen mit größter Erregung hinauf zum Turm. Bei der Blechzwiebel sieht man die Flammen züngeln.

Jonny schickt mich zum Slavik (Bürgermeister), dort sieht man es anscheinend besser, denn die Frau Slavik hat das Jagdglas ihres Gatten. Dort schaue ich vom Hof aus mit dem Feldstecher und sehe ebenfalls das Flammenzüngeln. Es wundert mich nur, dass es keinen Rauch gibt. Zurück zum Kriegerdenkmal. Dort ist bereit der Bürgermeister eingetroffen. Man verständigte ihn, da er mit Bauer Poldl und anderen wichtigen Leuten, bei der Roberta in Untersiebenbrunn, eine wichtige Sitzung hatte.

Aufgeregt ruft er um die Feuerwehr. Diese befindet sich jedoch bei einem Einsatz nach einem Blitzschlag, am Gutshof Goldner in Untersiebenbrunn.

In größter Erregung schreit der Bürgermeister immer wieder: „ Unsere Feuerwehr muss her.“ „Diese löschen in Untersiebenbrunn einen Hasenstall, während bei uns unser Heiligtum abbrennt!“ „Die Feuerwehr muss -… usw. usw… usw ….“

In der Zwischenzeit ist aber unsere Feuerwehr bereits verständigt, da der Feuerwehrnotruf unsere Leute bereits mit dieser Horrormeldung erreichte.

Mit Ta -Tü-Tra-ra rasen die roten Autos mit blauem Licht heran. Der Bürgermeister will die Leute hinauf auf den Turm jagen. Au weh, - das Türl ist versperrt. „Aufbrechen,- aufbrechen!“ schreit der verzweifelte Bürgermeister. Als man bereits einen eisernen Beißer ansetzt, kommt zum Glück der Mastallier, der Gemeindediener, mit dem Schlüssel. Der Frohner Franz ist der erste, der die Stiegen hinauf hetzt, während am Boden bereits die Mannschaften, in größter Eile, die Schläuche ausrollen.

Inzwischen kommt eine Feuerwehr nach der anderen, ebenfalls mit Blaulicht und nerven -tötendem Ta-Tü-Trara, angefahren. Großalarm im Bezirk!

Hoch vom Turm ertönt der erlösende Ruf des Franzl: „ I seh’ da nichts, - da is nichts“. Da wirklich keine Rauchentwicklung zu bemerken war, wurde der Huber Hansi, der Elektriker, aufgefordert die Scheinwerfer, welche den Turm anstrahlen, abzuschalten. Die Sicherungen dafür befinden sich in einem Kastl an der Ecke der Volksschule. Wirklich, - als der Scheinwerferlichtstrahl aus ist, ist das Züngeln der Flammen ebenfalls aus. Eingeschaltet ist dasselbe Schauspiel wieder zu sehen. Jetzt erst weiß man, dass es eine Fata Morgana war. Durch die dichten Wassermassen, welche über die blecherne Zwiebel rannen, spiegelte sich der Strahl der Scheinwerfer und es erschien ein Flackern von tausenden Feuerzungen.

Ende gut - alles gut.

Die Feuerwehren rückten wieder ab. Viele blieben beim Feuerwehrhaus und wurden von unserer Wehr gelabt.

Aus dem Lautsprecher, dem sogenannten Kuckuck, ertönte noch stundenlang der Ruf:

„Kirchturmbrand in Obersiebenbrunn, - alle verfügbaren Wehren zum Brandort“.