Kirchenglocken

Aus Dorfchronik
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Die Glocken der Pfarrkirche Obersiebenbrunn

Text erstellt von Helga Hansi

Die Glocken sind es, die uns immer wieder zu Andacht und Gottesdienst rufen und durch ihr Geläute Freud und Leid der Pfarrangehörigen verkünden.

bis April 1917

Im Obersiebenbrunner Kirchturm befanden sich bis April 1917 fünf Glocken. Doch während des 1. Weltkrieges, am 20. April 1917, hieß es plötzlich in zwei Stunden müssen 3 Glocken abgenommen werden, da man das Metall dringend für Kriegszwecke benötige.
Ein original Zeitungsbericht dazu ist erhalten:

„Glocken-Abnahme: Hiezu schreibt uns eine einfache schlichte Bauersfrau wörtlich: „Freitag war ein trauriger Tag für Siebenbrunn. Drei Glocken mußten fort.- Schade um unser so schönes Geläut`! Mittags kam die Nachricht, und es wurde sogleich ans Werk gegangen. Zuerst läuteten noch einmal alle zusammen, zuletzt das Zügenglöcklein. Alles weinte! – Die Große Glocke wurde zerschlagen und heruntergeworfen, sie wog 900 kg. Die anderen zwei wurden herunter gelassen, von den Mädchen mit Kränzen und schwarzgelben Bändern behangen. Die „Zwölfer“ und das Sterbeglöcklein blieben. Hochwürden Herr Pfarrer Josef Krenn konnte der kurzen Zeit wegen keinen festlichen Gottesdienst halten. Ich kann mich über die Fortnahme noch immer nicht fassen, es ist mir, wie wenn liebe Angehörige geschieden wären. Aber dennoch denke ich: Konnten sie uns den Frieden nicht einläuten, so mögen sie uns denselben erkämpfen helfen!“

Die Daten der 3 abgenommenen Glocken:

1.Wandlungsglocke, größter Durchmesser 60 cm, Gewicht 172 kg,
Bild und Inschrift: St. Rochus- St.Sebastian . Sit nomen domini benedictum. Theresia Scheichelin zu Wienn goss mich 1789.

2.Rosenkranzglocke, größter Durchmesser 74 cm, 259 kg,
Bild und Inschrift: Hl. Familie – St. Florian. Sit nomen domine benedictum. Theresia Scheichelin zu Wienn goss mich 1789. (* E. Weyrich schreibt in seinem Buch „ Floridsdorf Umgebung“ daß die Rosenkranzglocke aus der 1783 gesperrten Hieronymuskapelle stammt; sie wurde aber erst 1789 gegossen…

3.Große Glocke, größter Durchmesser 112cm, 762 kg,
Bild und Inschrift: Kruzifix, gegoßen im Jahre des Heiles 1848 unter dem Herrn Patron Max Graf von Kollonitz, Pfr. Martin Neuwirth und H. R. Voktei-Kommissär Karl Fröhlich. Kirchenväter Paul Mayer und Leopold Porsch.- Mich goß Bartholomä Kaffel, k.k. Hofglockengießer in Wien 1848.

(* Diese Glocke wurde 1749 v. Kardinal Sigismund v. Kollonitz gespendet und geweiht. Später, zersprungen, war sie jahrelang unbrauchbar. 1848 wurde sie umgegossen und unserer Kirchenpatronin Maria gewidmet.)

Die Glocke wurde am Turm zerschlagen und zerstückelt herabgeworfen. Einige kleine Stücke wurden als Andenken im Archiv aufbewahrt.

Es verblieben also noch 2 Glocken im Kirchturm.

1.Die heute noch vorhandene „Zwölfer“:
Durchmesser 92 cm, 550 kg, Tonhöhe a1
Inschrift: Sit nomen domini benedictum. Theresia Scheichelin in Wienn goss mich 1789
Figuraler Schmuck: S. Joh. Nepomuk, Krucifix, S. Ambros, Maria mit Jesuskind Ornamentaler Schmuck: Unter der Haube ein Kranz von schönen Barockornamenten.

2.Das „Zügenglöcklein“, unsere Totenglocke.
Durchmesser 31cm, 21 kg, Tonhöhe cis3
Inschrift:
Joseph Pfrenger in Wien gos mich 1749
Figuraler Schmuck: S. Paulus, S. Johannes
Ornamentaler Schmuck: Unter der Inschrift ein Kranz von Barockornamenten durch stilisierte Engel zusammengehalten.


1924

1924 spendete die Jagdgesellschaft Obersiebenbrunn 2 neue Glocken:


Die „große Glocke“ mit dem Bild „Maria Himmelfahrt“ wog 850 kg und trug die Inschrift:

DEM ANDENKEN
DER HELDENHAFTEN VERTEIDIGER
UNSERER HEIMAT
VON DER JAGDGESELLSCHAFT 
OBER-SIEBENBRUNN
GEWIDMET IM 200. JAHRE
NACH DER WEIHE UNSERER KIRCHE
                 1924

Die „kleine Glocke“ trug das Bild des hl. Hubertus und wog 250 kg.

Die Inschrift lautete:

DIE LEBENDEN RUF ICH
ZUR EINTRACHT HIENIEDEN,
DIE TOTEN GELEITE ICH 
ZUM EWIGEN FRIEDEN.


Beide Glocken stammten aus der Glockengießerei Karl Kutter aus Wien 12. Die feierliche Segnung der Glocken fand am 14. Sept. 1924 im Rahmen einer Feldmesse statt.
Somit hingen wieder 4 Glocken im Glockenstuhl.

1942

Aber auch im 2. Weltkrieg wurde das Metall der Kirchenglocken für Rüstungszwecke in Anspruch genommen. Alle Glocken, bis auf die Kleinste, das Zügenglöcklein, mussten 1942 abgeliefert werden.

Doch nach Kriegsende, in den ersten Tagen des Jahres 1946 erhielt die Pfarre Obersiebenbrunn vom Ordinariat die freudige Nachricht, dass eine der abgelieferten Glocken unversehrt den Krieg überstanden habe und abgeholt werden könne.

Es war unsere „Zwölfer“! Diese unerwartete Heimkehrerin wurde am 2. Februar 1946 auf den Turm aufgezogen und ihrer Bestimmung übergeben.

1957

Am 19. Mai 1957 konnten abermals 2 neue Glocken konsekriert werden. Um das Läuten der Glocken zu erleichtern, wurde ein elektrisches Läutwerk installiert. Glocken und Läutwerk kosteten 77.000.-Schilling (5.595,81 Euro) und wurde von der Bevölkerung finanziert. Die beiden Glocken stammen von der Fa. Pfundner in Wien.

Bilder der Glockenweihe: Glockenweihe

Die große Glocke mit dem Durchmesser von 112cm wiegt 919 kg, Tonhöhe f 1, Gußjahr 1957.
Die Kleinere hat einen Durchmesser von 75 cm und ein Gewicht von 244 kg; Tonhöhe c 2, Gußjahr 1957.
Beide Glocken bestehen aus einer Zinnbronze –Legierung.

Derzeitiger Glockenstand
1. Zügenglöcklein seit 1749
2. Zwölfer seit 1789
3. Große Glocke seit 1957
4. Kleine Glocke seit 1957


Hören wir doch bewusst einmal hin, wenn die Glocken „zusammen läuten“ und freuen wir uns über ihren schönen Klang!


Quellen: Gedenkbuch der Pfarre Obersiebenbrunn; Heimatbuch, Dr. Prem