Historische Entwicklung

Aus Dorfchronik
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Landwirtschaftliche Fachschule (LFS)

Entwicklung

Der Landtag des Erzherzogtums Österreich unter der Enns beschloss in seiner Sitzung am 1. März 1912 die Errichtung der Landes-Winterschule in Obersiebenbrunn. Diese Neuerrichtung von Landes-Winterschulen bildete einen Teil des damaligen großzügigen Programms der Landesbehörde zum Zwecke der Hebung und weitesten Verbreitung landw. Fachbildung in den verschiedenen Teilen des Landes Niederösterreich.

Eröffnung der Landes-Winterschule 14. Juni 1913. Bildquelle: E.Wawra
Landwirtschaftliche Fachschule, damals "Ackerbauschule", 1914, im Vordergrund die Saulacke. Fotoquelle: Gerhard Frohner
Landwirtschaftlich Fachschule, damals noch mit "Landwirtschaftliche Lehranstalt" betitelt. Wann genau das Bild gemacht wurde, ist unklar. Aber der Zeitraum dürfte in den 1950ern bis Anfang der 1960er liegen. Bildquelle: E. Wawra
Landwirtschaftliche Fachschule Ende der 1960er bis Anfang der 1970er. Die Fassade ist mit Efeu zugewachsen. Bildquelle: Ingeborg Briebauer.


Die Schule Ende der 1970er. Bildquelle: E.Wawra

Die Wahl des Ortes Obersiebenbrunn als Sitz einer landw. Schule ist dem damaligen Bürgermeister Josef Porsch zu verdanken. Schon am 22. Dezember 1911 fasst die Gemeindevertretung folgenden Beschluss: "Von der Pachtung des Schlosses zu einer 5-monatigen Winterschule ist vorläufig abzusehen und über die Errichtung einer zweijährigen Ackerbauschule und eines eventuellen Neubaues sind beim hoh. NÖ Landes-Ausschuss Erkundigungen einzuholen."

Die Gemeinde Obersiebenbrunn war auch um die Beschaffung des Baulandes sehr bemüht und hat außerdem die Widmung auf Bestandsdauer der Schule Ackerland im Ausmaß von neun Hektar in nächster Nähe der Schule (heute rechts vom Weg hinter der Hackschnitzelheizung) zur Verfügung gestellt.

Der Grund zur Errichtung des Schulgebäudes wurde vom Wirtschaftsbesitzer Leopold Zehetbauer um 39.500 K gekauft (GR-Beschluss vom 25.8.1912).

Die Grundsteinlegung zum Bau der Landes-Winterschule erfolgte am 14. Juni 1913 durch den damaligen Referenten für das Landw. Unterrichtswesen Johann Mayer. Am 14. November 1914 wurde die Schule mit einem fünfmonatigen Winterkurs für Söhne von bäuerlichen Besitzern eröffnet.

Die Lehrtätigkeit der Landes-Winterschule erstreckt sich nach dem damaligen Programm auf Kurse für Söhne von Landwirten, welche die Volksschule absolviert haben, in der Dauer von zweimal fünf Monaten, auf Haushaltungskurse in der Dauer von jeweils drei Monaten für Töchter aus bäuerlichen Familien. Außerdem waren noch Kurse von kürzerer Dauer vorgesehen und zwar über Milchwirtschaft, Obst- und Gemüsebau, Obst- und Gemüseverwertung, Futterbau u.ä.

Der erste Haushaltungskurs in Obersiebenbrunn fand vom 3.2.1916 bis 3.5.1916 statt. Er wurde im Hause des Maurermeisters Neugebauer abgehalten. Das Haus wurde auf drei Jahre gepachtet. Bis zum Jahre 1919 besuchten nur 6-13 Mädchen die Haushaltungsschule. Erst in den Jahren 1924 und 1925 kamen 15 bzw. 17 Mädchen in die Schule. Im Jahre 1936 wurden die Haushaltungsschule bzw. die 3-monatigen Kurse für Bauerntöchter aufgelassen.

Während der Jahre 1938-1945 wurde im Kloster (Schloss) in Obersiebenbrunn eine Mädchenklasse der Landesfrauenschule geführt. Dazu kam 1943 noch die Oberklasse der Landesfrauenschule, das ehemalige Haushaltungsschullehrerinnenseminar von Bruck nach Obersiebenbrunn, doch wurde diese Oberklasse später nach Unterleiten verlegt.

Laut Sitzungsbeschluss der NÖ Landesregierung vom 7.7.1937 wurde die NÖ Landes-Lehranstalt Obersiebenbrunn in eine 2-jährige Ackerbauschule umgewandelt, wobei abwechselnd mit der Schwesternanstalt in Weigelsdorf a. d. Fischa nur jedes zweite Jahr ein erster Jahrgang eröffnet wurde. Parallel zur zweijährigen Ackerbauschule wurde ein Jahrgang der Winterschule geführt.

Die Landw. Schule für die Burschen erlebte bereits viele Organisationsformen: Vom 16.11.1914 bis 1937 war sie eine zweisemestrige Landes-Winterschule mit 5-6 Monaten Unterricht; von 1916 bis 1917 wurden 6 Invalidenkurse in der Dauer von 5-6 Monaten abgehalten; ab 1.10.1937 war sie eine zweijährige Ackerbauschule; vom 20.8.1938 bis 1942 diente sie als Lehranstalt der Landeshauptmannschaft Niederdonau; vom Herbst 1942 bis 1945 war die Schule eine zweisemestrige Landeslehranstalt (Winterschule); ab 12.11.1946 wurden in der NÖ Landw. Lehranstalt einjährige Ackerbaukurse abgehalten; ab 7.1.1948 war sie eine einjährige Ackerbauschule (Gebietsschule für das Marchfeld); ab 1.1.1960 war sie eine zweijährige Ackerbauschule für NÖ; seit Beginn des Schuljahres 1972/73 wird die Lehranstalt als dreijährige Landw. Fachschule geführt.
In den Jahren 1957-1963 wurde der Wirtschaftshof komplett neu errichtet.

Am 12.9.1964 wurde anlässlich der Feier des 50-jährigen Bestehens der Schule von Landeshauptmann Dipl.-Ing. Leopold Figl der Grundstein zum Neubau eines Internats gelegt. Dieses wurde am 6.2.1967 vom Herrn LH Ökonomierat Andreas Maurer eröffnet.

Die praktische Ausbildung wurde forciert. Werkstätten entsprechend aufgerüstet. Exkursionen und Lehrfahrten ergänzen den Unterricht.

Für die Freizeitgestaltung wurden Sportanlagen, Sportplätze und ein einfacher Turnsaal geschaffen.

Als fachlicher Schwerpunkt sollte eine Fremdpraxis die Ausbildung ergänzen. Im Schuljahr 1986/87 installierte man die verpflichtende Fremdpraxis im Rahmen der Schulausbildung, wodurch eine 4-Jährigkeit per Gesetz verordnet wurde. In dieser Ausbildung sprach man erstmals vom Begriff der "Dualen Ausbildung". Die eingelagerte Praxis konnte auch als gewerbliche Praxis - Lehre - absolviert werden. Viele Schüler nutzen diese Möglichkeit, um beispielsweise den Beruf des Mechanikers zu erlernen.

Durch die hohe Schülerzahl (Höchststand 1982 mit 186) wurde in den späten 80er Jahren ein Zubau in Erwägung gezogen. Nach jahrelanger Planung erfolgte 1990 der Spatenstich. Nach 4-jähriger Bau- und Umbauphase eröffnete man feierlich den Um- und Zubau. Vorher wurde auch schon eine alternative Heizanlage errichtet (Stroh, später Strohpellets, jetzt Hackschnitzel).

Ab September 1994 führt man auch die Fachrichtung "Hauswirtschaft". SchülerInnen aus den Bezirken Bruck a. d. Leitha und Gänserndorf steht somit eine fundierte, praxisorientierte Ausbildung zur Verfügung.

Im Schuljahr 1998/99 reformierte man die 4-jährige Ausbildung zu einer 3-jährigen, wobei auch die 10-monatige Fremdpraxis nach der 3-jährigen Schulzeit anhängig gemacht wurde. Diese Reform war die Grundlage dafür, dass nach einem 3-jährigen Schulbesuch einer Fachschule (FS) der Besuch eines Aufbaulehrganges (3 Jahre) und damit der Weg zur Matura möglich wurde. Auch die Mehrberuflichkeit wurde zum Thema, womit handwerklich begabte und interessierte Schüler zusätzlich eine gewerbliche Ausbildung abschließen können.

Die 3-jährige Ausbildung findet seit 2003 den Abschluss mit der Schulabschlussprüfung zur Mittleren Reife.

Entsprechend den Anforderungen durch die Mehrberuflichkeit wurden die Werkstätten um-, aber auch teilweise neu ausgestaltet. Neu errichtet und modernst ausgestattet wurde z.B. die Holzwerkstätte.

Renovierungen, Sanierungen und Umbauten erfolgten auch im Bereich des Wirtschaftsbetriebes. Ein neuer Rinderstall - als Außenklimastall - zeigt die moderne, artgerechte Form der Rinderhaltung. Diese Aktivitäten erfolgten in Blickrichtung "90 Jahre LFS Obersiebenbrunn" im Jahre 2004. Im Rahmen dieser Feier eröffnete LR DI Josef Plank den neu errichteten Rindermaststall.

Für die Wärmeversorgung fasste die NÖ Landesregierung den Beschluss, die Gebäude der LFS mit nachwachsenden Rohstoffen zu beheizen. 2004 wurde die seinerzeit errichtete Strohheizanlage durch ein Projekt für den Betrieb einer Strohpelletsanlage ersetzt. 2006 löste eine ausreichend dimensionierte und technisch ausgereifte Hackgutheizanlage die Projektanlage ab. Als Ausfallssicherung dient eine Erdgasheizung.

Mit dem Schuljahr 2007/08 konnte auch in der Fachrichtung Hauswirtschaft erstmals die 3-Jährigkeit umgesetzt werden. Eine attraktive Ausbildung mit diversen Zertifikaten soll den Schülerinnen und Schülern dieser Fachrichtung einen optimalen Einstieg in das Berufsleben garantieren. Weiters werden die Ausbildung zur Kinderbetreuerin und zukünftig auch zur Tagesmutter forciert.

Große Beliebtheit findet auch die landw. Ausbildung in Form der Bauern- und Bäuerinnenschule (BBS). In den letzten Jahren absolvierten jeweis mahr als 25 BersucherInnen die BBS, die im Anschluss zur Landw. Facharbeiterprüfung antreten mussten.

Inkl. BBS besuchen derzeit rund 160 Schüler und Schüleriennen die Fachschule.

Direktoren seit dem Bestehen der Schule:

  • 1914-1919 Ing. Vinzenz Göhlert
  • 1919-1921 Ing. Dr. Rudolf Ranninger
  • 1921-1933 Ing. Friedrich Fürst
  • 1933-1945 Ing. Rudolf Stenzel
  • 1945-1946 Ing. Benno Machatscheck
  • 1946 Ing. Johann Stummvoll
  • 1947-1968 Dipl. Ing. Dr. Josef Walek
  • 1968-1991 OStR Dipl. Ing. Erwin Groß
  • 1991-2000 StR Ing. Franz Gehring
  • seit 2000 Dipl-Päd. Ing. Gerhard Breuer

Downloads

Datei:LFS OS im Laufe der Jahrzehnte.ppt Die Fachschule im Laufe der Jahrzehnte, Powerpointpräsentation von OSR Dipl.Päd. Ing. Martin Grimling

Datei:1917 und 1919.ppt Die Fachschule im Bauernbundkalender 1917 und 1919

Datei:Betriebsspiegel LFS OB 2008.doc Chronik der Schule. Word-Dokument, von OSR Dipl.Päd. Ing. Martin Grimling

Datei:NÖ Landes-Haushaltungsschulen.doc Bericht über Landw. Haushaltungsschulen im Bauernbundkalender 1919

Der_Riegerbauer_Franz_schreibt_aus_der_Fachschule.doc Alte Werbung für Landw. Schulen von Prof. Otto Dornik - ehem. Schulinspektor