Bahnhöfe Obersiebenbrunn

Aus Dorfchronik
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Obersiebenbrunn und seine Bahnhöfe

Text von Thomas Brunner, erstellt anlässlich der Ausstellung zur 900 Jahrfeier Obersiebenbrunn. Thomas Brunner hat damals ein Modell des Stellwerkes nachgebaut und die mit den alten Stellhebeln bedient. Thomas Brunner-3.JPG
Bild: Thomas Brunner vor seinem Modell des Stellwerkes des Bahnhofes Siebenbrunn-Leopoldsdorf
Weitere Bilder des Stellwerkes: Stellwerk von Thomas Brunner

Der Staats- oder Bundesbahnhof

Am 24. November 1870 wurde der reguläre Zugverkehr zwischen Wien und Marchegg aufgenommen. Damit bestand eine direkte Verbindung über Preßburg nach Budapest, der Umweg über Gänserndorf konnte entfallen und Obersiebenbrunn hatte Anschluss an die große weite Welt der Eisenbahn erhalten.

Unser erster Bahnhof wurde mit der Streckeneröffnung in Betrieb genommen und trug den Namen „Siebenbrunn“. Nach heftigen Beschwerden der Gemeinde Leopoldsdorf wurde am 15. Februar 1873 der Name auf „Siebenbrunn-Leopoldsdorf“ geändert.

Das Bahnhofsgebäude

Der Verkehr auf unserer eingleisigen Hauptstrecke nahm immer mehr zu, sodass 1883 bis 1885 das zweite, bereits 1870 projektierte Gleis gebaut wurde. In dieser Form lief bis 1918 der größte Teil des Schienenverkehrs zwischen Wien und Ungarn durch Siebenbrunn-Leopoldsdorf. Um diesen Verkehr technisch bewältigen zu können war bereits 1896 das erste Stellwerk gebaut worden, 1913 erfolgte ein großer Umbau mit Errichtung der bis 1998 bestehenden Stellwerke 1 (in Höhe der Ausfahrtssignale Richtung Stadlau) und 2 (beim Bahnschranken Richtung Marchegg).

Durch die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg (die Ungarische Krönungsstadt Preßburg war plötzlich für Wien und für Budapest Ausland) verlor unsere Eisenbahnstrecke an Bedeutung und in der Folge 1933 bis 1935 ihr zweites Gleis.

Im Zuge des Abbaues des zweiten Streckengleises wurde die Landesbahn gleistechnisch in die Hauptstrecke eingebunden und dafür ein neuer Stellwerksapparat beschafft. Dieser war in der Ausstellung zu sehen.

Der Zweite Weltkrieg brachte wieder eine große Steigerung der Verkehrsleistungen, diese mussten aber mit den vorhandenen Anlagen bewältigt werden; ein geplanter Ausbau unterblieb.

Relikt aus der Dampflokzeit: Der Wasserturm

Ab 1993 wurde unser Bahnhof modernisiert. Es wurde ein Mittelbahnsteig für den Personenverkehr gebaut; dafür wurde ein Bahnhofsgleis (Gleis 4) zur Hälfte aufgelassen. Gleichzeitig wurden die teilweise seit fast 80 Jahren bestehenden mechanischen Formsignale durch behelfsmäßige Lichtsignale ersetzt, bis 1998 das neue Computer-Stellwerk in der Fahrdienstleitung in Betrieb genommen wurde. So konnten die beiden 1913 errichteten Außenstellwerke in der Folge abgerissen werden. Leider wurde bald darauf auch der Fahrkartenschalter geschlossen, sodass heute am Bahnhof Siebenbrunn-Leopoldsdorf kein Ansprechpartner mehr für die Kunden vorhanden ist.


Der Lokalbahnhof

Der Lokalbahnhof. Bildquelle: Archiv der Gemeinde Obersiebenbrunn


Um für die Landwirtschaft ein leistungsfähiges Transportmittel zu schaffen (v.a. auch Rübentransport zur neuen Zuckerfabrik) und einen großen Teil des Marchfeldes an das Eisenbahnnetz anzuschließen wurde nach Verhandlungen über verschiedene Trassenvarianten am 7. April 1908 die „AG Lokalbahn Siebenbrunn-Leopoldsdorf – Engelhartstetten – Orth“ gegründet. Bald darauf wurde mit dem Bau begonnen und am 30. Juni 1909 konnte der Verkehr mit einem feierlichen Eröffnungszug aufgenommen werden.

Die Strecke wurde als typische Lokalbahn gebaut (z.B. nur 13t Achsdruck, 30 km/h Höchstgeschwindigkeit). Signale, Stellwerke oder Schranken gab es nicht. Den Betrieb führten von Beginn an die Niederösterreichischen Landesbahnen.

der Lokalbahnhof bei seiner Eröffnung 1909
der Lokalbahnhof vom Gleis aus gesehen, sehr alte Aufnahme

Neben dem Bahnhof Siebenbrunn-Leopoldsdorf (auf der gegenüberliegenden Seite der Gleisanlagen) wurde der Lokalbahnhof erbaut. Im Hauptgebäude waren alle Betriebs- und Verwaltungsräumlichkeiten sowie Dienstwohnungen untergebracht; Richtung Marchegg wurden außerdem ein Heizhaus und die Anlagen für die Wartung der Lokalbahnlokomotiven sowie eine Werkstätte gebaut. Den Lokalbahnhof konnte man über einen Fußgängersteg (der vom Staatsbahnhof aus über alle Gleise führte) erreichen.

Die Lokalbahn erfüllte die in sie gesetzte Hoffnung und konnte bis 1918 einen jährlichen Betriebsüberschuss erwirtschaften. In Folge des Ersten Weltkrieges kam es jedoch zu immer größer werdenden Betriebsabgängen und schließlich zum Konkurs der Gesellschaft. So musste ab 15. Juli 1921 der Betrieb von der Bundesbahn geführt werden und die Aktiengesellschaft mit 1. Jänner 1935 aufgelöst werden.

Wegen des nun gemeinsamen Betriebes der Hauptbahn und der Lokalbahn wurde zuerst die Betriebsführung der beiden Bahnhöfe zusammengelegt, Heizhaus und Werkstätten geschlossen und 1935 anlässlich der Auflassung des zweiten Streckengleises der Hauptstrecke die Lokalbahn auch gleismäßig in den Bundesbahnhof eingebunden. So konnten ab diesem Zeitpunkt die Züge der Lokalbahn vom „großen“ Bahnhof abfahren und dort ankommen. Danach wurde der Fußgängersteg abgebaut. Das Lokalbahnhofsgebäude dient heute nur mehr Wohnzwecken.

Der Personenverkehr nach Orth wurde bereits 1937 aufgegeben, der Güterverkehr 1998 eingestellt. Der Gesamtverkehr nach Engelhartstetten wurde 2003 stillgelegt (2004 zur Rübenkampagne noch einmal befahren); über die Zukunft der Strecke ist noch nicht endgültig entschieden.

Das Stellwerk bei der Ausstellung

Fotos: Ing. Martin Grimling.

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