Slavenreich des Samos

Aus Dorfchronik
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Zur Zeit von Kaiser Justinian I., Regent von 525 bis 567, gerieten die Slawen und Anten erstmals in das römische Blickfeld. Es wurde von zahlreichen Sklaveni berichtet, die aus den Karpaten, der unteren Donau und vom Schwarzen Meer kommend in die ehemaligen Donauprovinzen des Römischen Reiches einfielen. Sie hatten die gleichen Bräuche und Sprache. Der Geschichtsschreiber Maurikios stellt die Slawen als fähige Schwimmer und Taucher dar, die in Sümpfen und im Gebirge zu Fuß kämpften und Bogenschützen und Speerwerfer stellten. Er schrieb auch das Sklaveni, Antes und Venethi verschiedene Bezeichnungen für dieselbe Gruppe seien und dass sie ursprünglich zwischen der Weichsel und Donau siedelten. Die Slawen rückten in Gebiete vor, die im Verlauf der Völkerwanderung von germanischen Gruppen verlassen waren. Gegen Ende des 5. Jhd. wurde der mittlere Donauraum, die heutige Slowakei, Ungarn und Südmähren und in der zweiten Hälfte des 6. Jhd. auch Böhmen besiedelt. Gleichzeitig begannen die Slawen nach dem Abzug der Langobarden, sich von der Donau aus über Pannonien und Noricum auszubreiten. Die Slawen wurden von den Awaren gezwungen in den ersten Reihen ihrer Armee zu kämpfen und hohen Tribut zu leisten. Die Awaren verbrachten alljährlich bei den Slawen den Winter und zeugten Kinder mit den slawischen Frauen. Um die awarische Oberhoheit zu brechen begannen die Slaven, vor allem Kinder awarischer Väter und slawischer Mütter, einen Aufstand.

In der Zeit um 623 unternahm Samo, dessen Herkunft ungewiss ist, aber dem Frankenreich zugeschrieben wird, eine Handelsreise zu den Slawen. Obwohl es ein fränkisches Verbot gab, lieferte Samos Karawane, genauso wie damals andere Kaufleute aus Gallien, vermutlich vor allem Waffen an die Slawen. Diese Karawanen waren zu dieser Zeit militärisch gut ausgerüstet und geschützt und von Kriegern begleitet. Es wird vermutet das Samo ein Sklavenhändler gewesen ist, der sich bei den Slawen neue Ware holte. Samo und seine Krieger nahmen bei der Ankunft im Marchfeld bei dem Kampf der Slawen gegen die Awaren teil und seine militärische Fähigkeit verhalf ihnen zum Sieg. Daraufhin wurde Samo von den Slawen wegen seiner entscheidenden Beteiligung an der siegreichen Schlacht zum König gewählt. Er gründete das Reich des Samo wobei sich der Mittelpunkt des Reiches im südlichen March Raum, im heutigen Marchfeld und der Westslowakei, befand.

Das Marchfeld zählt zu dem Gebiet mit den ältesten nachweislichen slawischen Funden Mitteleuropas und Samos Reich der Slaven lag an einem sehr wichtigen Donauhandelsweg.

Die ursprüngliche Religion der Slawen war anderen früheren Völkern ähnlich. In den Naturerscheinungen, besonders den Himmel, sahen die Slawen Wesen, die mit Denken und Empfinden ausgestattet wohltätig oder zerstörend wirkten. Die wohltätigen wurden von den Slawen Bog, die zerstörenden Bjes genannt. Das Christentum übernahm diese Wörter teils für Gott und Teufel. Sie verehrten Svarog, dem Schöpfer, als höchsten Gott und diesem waren anderen Götter untertan. Der Urheber des Donners hieß Perun und seine Söhne waren Daschbog, die Sonne und Sventovit, das Feuer. Weitere Götter waren Svantovit als Gott der Luft, Stribog als Gott des Sturmes und der Kriegsgottt Radegast. Als Frühlingsgöttinnen erschienen Wesna, Deva und Diva. Lada war die Göttin der Liebe und Schönheit. Unter den bösen Gottheiten als höchster stand Moraua, der Winter. Als mythische Wesen wurden Vílen und Rusálka, die Herrscherinnen über Flüsse, Wälder und Berge, welche in der Volkspoesie der Slawen bis auf den heutigen Tag eine große Rolle spielen, verehrt sowie die finsteren Mächte der Hexe Baba Jaga. Die Gunst der Götter und deren Schutz suchten die Slawen durch Gebet und Opfer zu erlangen. Dabei verbrannten sie Rinder und Schafe auf Bergen, Hügeln und in Hainen, wo sich ihre Götterbilder befanden. Menschenopfer kamen nur vereinzelt vor. Vollstrecker der Opfer waren die Stammesältesten, denn Priester sowie Tempeln kannten die Slawen nicht. Mit dem leiblichen Tod hörte nach slawischer Auffassung das Leben nicht auf, es war die Seele, dusza unsterblich. Sie gelangte ins Paradies, nav oder ráj, das als schöne Wiese gedacht wurde. Die Leichen wurden entweder verbrannt oder begraben. Beide Bestattungsweisen kamen nebeneinander vor. Mit Festen wurde der Wechsel der Jahreszeiten gefeiert. Die Winter-sonnenwende koleda, kratshun der Frühlingsanfang mit Austragung des Winters und die Sommersonnenwende kapalo. Die Einwohner eines Ortes bildeten eine durch Blutsverwandtschaft verknüpfte Sippe, obschtina oder rod, deren Mitglieder einen gemeinsamen Namen trugen, gemeinschaftliches Gut besaßen und unter einem gewählten Ältesten standen. Dieser Starosta war Verwalter des Gesamtvermögens der Sippe. Aus mehreren solcher Sippen bildete sich der Stamm, pleme, an dessen Spitze das Stammesoberhaupt stand. Die Stämme vereinigten sich zu einem größeren Ganzen, dem Volk, das narod genannt wurde. Gerühmt wurde ihre Gastfreundschaft. Kranke und Arme fanden sorgfältige Pflege und nur der Böse wurde ausgestoßen. Vielweiberei war gestattet, wurde aber teilweise ausgeübt. Die antiken Geschichtsschreiber berichten das sie ein friedliebendes und fleißiges Volk waren das Ackerbau, Viehzucht und Handel betrieb. Ihre slawische Keramik war in Mitteleuropa weit verbreitet. Sie setzten weniger auf die Viehzucht und betrieben vorwiegend den Getreideanbau mit Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Hirse. Das Getreide wurde mit Sicheln gemäht. Später kam die Sense zum Einsatz.

Die Slawen errichteten ihre Siedlungen an strategisch vorteilhaften Lagen. Die Dörfer waren rund oder in einem Halbkreis angelegt. Die Häuser waren leicht eingetieft, mit Holzpalisaden und Holz-Erde Mauern befestigt und hatten eine Größe von 16 bis 30 Quadratmetern.

Zu der Zeit des Samoreiches spalteten sich eine südslawische Gruppe ab und besiedelte die Steiermark, Kärnten und Slowenien. Die Dauer der Herrschaft von Samo wird mit 35 Jahren angegeben was darauf schließen lässt, dass er um das Jahr 658 verstarb. Da es über diese Zeit keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt bleibt das Schicksal des Reiches ungeklärt.