Feuerwehr
Historische Entwicklung
Die Entwicklung einer Feuerwehr ist von herausragenden Persönlichkeiten ebenso geprägt, wie von der harten Arbeit vieler helfender Hände. In der Feuerwehr spiegelt sich die gesellschaftliche Entwicklung ebenso wie jene der Gemeinde wider. In den vergangenen 125 Jahren sind der Feuerwehr Obersiebenbrunn nur sieben Kommandanten vorgestanden, was seit jeher für eine starke Kontinuität sorgte.
Im Mittelalter war die Hilfeleistung bei Bränden allgemeine Pflicht der Bewohner. Die Rechtsgrundlage war einfach: Der Besitzer eines Hauses, das abbrennt, ist zu bestrafen. Feuerordnungen regeln die Bereithaltung von einfachen Löschgeräten wie Eimern, Bottichen oder Feuerhaken. Bis in die Barockzeit waren die Helfer im Prinzip nur mit Löscheimern und hölzernen Stockspritzen einfachster Art ausgerüstet. Erst im späten 17. Jahrhundert erfolgte der Bau größerer Handdruckspritzen Die Löschtaktik war einfach, mit Feuerhaken wurden Dächer, ja ganze Häuser eingerissen um eine Brandausbreitung zu verhindern. Die Barockspritzen ermöglichten nun den Einsatz größerer Löschwassermengen, doch dieses wurde mit einem einfachen Wenderohr verspritzt. Erst die Verwendung von Lederschläuchen machte ein Herangehen an den Brandherd möglich. Organisatorisch änderte sich über Jahrhunderte nichts, der zünftische Brandschutz wurde recht und schlecht weitergeführt. Auf dem flachen Land war die Situation noch trister, hier gab es weder Geräte noch organisierte Löschmaßnahmen. Wurden im städtischen Bereich Feuerbeschauen durchgeführt, so blieb dies auf dem Lande dem Gutdünken des Grundherren überlassen. Die Bevölkerung, in der Frühneuzeit an Katastrophen und ständige militärische Bedrohung gewohnt, hatte gelernt, dies mit Gottesfürchtigkeit zu ertragen.
Ganz im Zeitgeist reagierte Kaiser Josef II: Feuersbrünste waren in der Zeit des Manufakturwesens und der beginnenden Frühindustrialisierung wirtschaftlich nicht tragbar. Die Ernten mussten ebenso gesichert werden, wie Werkstätten und Betriebe. Für Niederösterreich wurden daher 1782 zwei Feuerordnungen erlassen: Feuerordnung für Landstädte und Märkte und für das „ offene Land". Die 53 Paragraphen waren damit auch für Obersiebenbrunn verbindlich: - In jedem Haus sollten entsprechende Löschgeräte bereitgehalten werden. - Für Löschwasservorrat war zu sorgen. - Rauchfänge und Feuerstellen waren zu warten und durch Rauchfangkehrer zu überprüfen. - Feuerbeschau-Kommissäre hatten die Maßnahmen zu kontrollieren. - Dem baulichen Brandschutz wurde erstmals Bedeutung zugemessen. - Die Städte hatten Fahrspritzen zu beschaffen und diese pfleglich zu behandeln. - Auch Herrschaften und Klöster hatten sich mit entsprechendem Gerät zu versehen. Der abwehrende Brandschutz wurde ebenfalls organisiert: - Der Feuer-Kommissär oder ein Mitglied der Gemeindeverwaltung hatte den Einsatz zu leiten. - Die Bevölkerung hatte - berufsständisch organisiert - Hilfsmaßnahmen durchzuführen. - Diese hatte mit den Löschgeräten zu üben.
Die Idee der Freiwilligen Feuerwehr Der mangelnde Brandschutz ließ in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Reformideen aufkommen: Nach französischem Vorbild wurden Pompier-Corps und Rettungskompagnien gebildet. Das Corps im sächsischen Meissen ähnelte 1842 bereits sehr einer Freiwilligen Feuerwehr, und im württembergischen Durlach fällt 1847 bereits der Name „Feuerwehr". Im Revolutionsjahr 1848 kommt es auch zu Feuerwehr- Gründungen in Österreich: Bregenz und Dornbirn, aber auch Linz und Ried im Innkreis nehmen Vorreiter-Positionen ein. Man schließt sich aus freiem Willen zusammen, um Brände zu bekämpfen, den Mitmenschen zu helfen. Die Niederschlagung der Revolution beendet in Österreich diese Bestrebungen. Die Feuerwehren werden aus Gründen der Staatssicherheit aufgelöst — als unerwünschte Zusammenrottung. Erst die schrittweise Liberalisierung ab 1860 und die Lockerung der Vereinsgesetzgebung ermöglichen nunmehr die Gründung von Feuerwehren. Die älteste Feuerwehr in Niederösterreich ist die in Krems: Ende 1861 fanden sich einige Turner zusammen und gründeten eine Feuerwehr nach deutschem Vorbild. Trotz heftiger Anfeindungen durch Kommune und im Konkurrenzkampf mit der bestehenden Löschanstalt konnten sich die Turnerfeuerwehrleute behaupten. Bereits 1864 erfolgte die Aufstellung der städtischen Feuerwehr, die später mit den Turnern fusioniert wurde. 1868 wurde die FF Großenzersdorf als erste in der Region gegründet. Im gleichen Jahr gründete sich der NÖ Landesfeuerwehrverband. Der Feuerwehr-Gedanke begann sich durchzusetzen. Der Brandschutz wurde von einer kleinen, aber gut ausgebildeten Truppe wahrgenommen. Die Gemeinden, die zuerst diese Entwicklung argwöhnisch beobachtet hatten, bedienten sich nun gerne der neuen Einrichtung. Die Turner traten in den Hintergrund, die Initiative für Feuerwehrgründungen ging nun hauptsächlich von Einzelpersonen oder von den Gemeinden direkt aus. Die Statthalterei nahm die Feuerwehr nunmehr als Institution ernst und bezog sie bereits in das Feuerpolizeigesetz von 1870 ein. Für den abwehrenden Brandschutz sollten sich die Gemeinden einer Freiwilligen Feuerwehr bedienen. Sie unterlagen dem Vereinsrecht und waren nach diesem zu organisieren. Bis zur Jahrhundertwende wurde das Feuerwehrwesen flächendeckend. Auch in den kleinsten Ortschaften wurden Feuerwehr-Vereine gegründet. Im Bereich der Gerichtsbezirke entstanden Bezirksfeuerwehrverbände.
1884: FF Obersiebenbrunn Die Notwendigkeit einer Feuerwehr war der Gemeindeverwaltung um Bürgermeister Porsch bald klar geworden. Genau nach Vorschrift wurde zunächst um Bewilligung (Nichtuntersagung) des Vereines FF Obersiebenbrunn angesucht, erst dann fand die formelle Gründung (20. November) statt. Aus dem Protokoll der allerersten Feuerwehr-Versammlung im Ort: „Laut Dekret vom 4. November 1884, Zahl 50052 wurden die Statuten der Freiwilligen Feuerwehr Obersiebenbrunn von der hohen k. k. niederösterreichischen Statthalterei genehmigt, und aufgrund dieser Genehmigung die Wahl der Funktionäre des besagten Vereines am 20. November 1884 vorgenommen." Als Vorsitzender der Gründungsversammlung fungierte Bürgermeister Porsch, welcher eine Wahlkommission bildete. Die neue Freiwillige Feuerwehr von Obersiebenbrunn setzte sich aus ausübenden und beitragenden Mitgliedern zusammen, wobei auch die „ausübenden Mitglieder" Mitgliedsbeiträge zu entrichten hatten. Der Mitgliedsbeitrag für „ausübende Mitglieder" betrug 1 fl. 20 Kr (1 Gulden und 20 Kreuzer; das entspricht etwa 10 Euro). Der neuen Feuerwehr gehörten 33 Mann an. Die Funktionen waren folgendermaßen verteilt: Hauptmann Mathias Zier, Hauptmannstv. Adam Zier, Steiger-Zugführer Mathias Porsch, Zugführer Johann Hansy, Rüstmeister Mathias Schwarz, Schriftführer Stefan Weidel. Vier Hornisten, die fünfköpfige Steigermannschaft (fit und schwindelfrei für das Besteigen der Dächer !), vier Spritzenmeister und 14 Feuerwehrmänner ergänzen die Führung.
In der Sitzung am 13. Dezember 1884 wird vom Feuerwehrausschuss, dem auch drei Mitglieder der Gemeindevertretung angehörten, der Beschluss gefasst, dass die Dienstvorschriften der FF Zwerndorf (Musterstatut) mit dem Zusatz dreier neuer Paragraphen übernommen werden. Bereits 1885 kann die Truppe neu eingekleidet werden und der Verkauf von Gemeindegrundstücken reicht für eine neue Spritze, deren Typ unbekannt ist. Die Spritzen wurden nunmehr aus Metall gefertigt und waren mit Saugeinrichtungen ausgestattet. Das Wenderohr verschwand vollständig zugunsten des Schlauches. Leitern und diverse Werkzeuge wurden verbessert, ebenso die per- sönliche Ausrüstung. Schwierig war in den Anfangsjahren die Verbindung der Schläuche. Fast in jedem Ort gab es Schläuche mit unterschiedlicher Kupplungsdimension. Es war ein Verdienst des Landesfeuerwehrverbandes, dieses Problem rasch zu lösen.
Einen weiteren Zuwachs erfährt die Ausrüstung 1890 als dank einer Spende des Schlossbesitzers, Erzbischof Anton Josef Gruscha, in Höhe von 200 Gulden ein Hydrophor (Zubringerpumpe) angeschafft werden kann. Drei Jahre später, am 7. Februar 1893, beschließt der Vereinsausschuss, um den, vom hohen Landesausschuss bewilligten Subventionsbeitrag per 100 fl (Gulden) 30 m Druckschläuche und 6 Stück Wassereimer anzuschaffen. Im selben Jahr werden noch 26 Stück Dienstmäntel um den Einheitspreis von 14 fl 75 Kr. bestellt. 1897 wird eine „Kettenpumpe" für die Wasserförderung aus Feuer-Brunnen von der Firma Klement aus dem böhmischen Hrobec angeschafft. Diese Pumpe erreicht eine Förderhöhe von 5 1/2 Metern! Die Verlässlichkeit der Feuerwehren führte dazu, dass sich bald neue Aufgaben fanden. Bereits um 1890 wurden Wasserwehren aufgestellt, die sich mehrfach bei Hochwasserkatastrophen bewährten. Mittlerweile übernahmen die Feuerwehren den Rettungsdienst, führten Krankentransporte und Erste Hilfemaßnahmen durch. Für den Kriegsfall wurden Lokal-Krankentransportkolonnen aufgebaut.
Zusammenarbeit Nachdem 1869 der Landesfeuerwehrverband gegründet wurde, kam 1889 eine Versammlung aller Feuerwehrverbände der österreichischen Reichshälfte zustande - der Feuerwehr-Reichsverband war geboren. 1900 kam es erstmalig zu einem internationalen Zusammenschluss. Der Bezirksfeuerwehrverband Groß Enzersdorf (Nachfolger ist der heutige Feuerwehrabschnitt) wurde am 29. Juni 1887 gegründet. Obersiebenbrunns Feuerwehrgründer Mathias Zier war 1889 bis 1891 zweiter „Verbandsobmann".
25 Jahre FF Am 21. November 1909 wird das 25-jährige Gründungsfest feierlich begangen. Eingeladen werden von der FF Obersiebenbrunn: Frau Eleonore Gräfin Fugger-Babenhausen, die löbliche Gemeindevertretung, der k. k. Militär-Veteranenverein, die Ehrendamen und sämtliche Hausbesitzer, weiters wurden eingeladen: die Feuerwehrvereine von Untersiebenbrunn, Leopoldsdorf, Glinzendorf, Großhofen und Markgrafneusiedl. Bereits 1905 ist die Gräfin Patin der — damals eigentlich verbotenen (!) — Fahne der FF, welche 1904 von Michael Haas gespendet wurde. Im gleichen Jahr wird auch der Hydrophor auf zwei Achsen umgebaut. Eine Feuerwehrmusikkapelle sorgt regelmäßig für gute Stimmung. Sehr modern reagiert die FF 1910: mehrere Großbrände führen zur Einrichtung eines Bereitschaftsdienstes. Für den 25. Mai 1911 beschließt der Feuerwehrverein, einen „Ausflug" nach Untersiebenbrunn zum Feuerwehrtag zu unternehmen. Die Feuerwehrmusik erhält 2 Kr. Auslagen pro Mann, während die übrige Mannschaft auf eigene Kosten zu leben hat. 1913 wird ein neues „Spritzenhaus" gebaut. Die Ansprüche an ein solches Objekt waren damals ja nicht sehr groß. Im gleichen Jahr beschließt der Gemeinderat eine Feuerlöschordnung.
Dramatischer Einsatz am 30. August 1913: „Letzten Samstag nachts war über das ganze Marchfeld ein starkes Gewitter verbreitet, das besonders für Obersiebenbrunn sehr drohend war und argen Brandschaden verursachte. Um 1/2 10 Uhr nachts entzündete ein Blitz das Haus des Bindermeisters Ignaz Petzl, das von 3 Mietparteien bewohnt wird, und verursachte dort selbst eine wahre Panik. Eine dem Johann Lahner (Nr. 14) gehörige Strohtriste steckte der Blitz in Brand. Der rasch herbeieilenden Feuerwehr Obersiebenbrunn gelang es unter tatkräftiger Mithilfe der bald erschienenen Nachbarfeuerwehr Untersiebenbrunn das vorgenannte Objekt ehestens zu retten, und so eine furchtbare Gefahr für den Ort abzuwehren. Während der ganzen Löschaktion hielt das Gewitter unvermindert an, wodurch die Löscharbeiten sehr erschwert waren, umso mehr, da zu befürchten stand, dass noch andere Objekte in Brand geraten. Man sagt daher gewiss nicht zuviel, wenn man feststellt, dass die FF Obersiebenbrunn und Untersiebenbrunn eine wahre Musterleistung vollbrachten!"
Unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges mussten viele Feuerwehrkameraden aus Obersiebenbrunn einrücken. Vier Männer kommen nicht mehr zurück. Ältere Kameraden sorgen inzwischen für den Brandschutz und die FF unterstützt das Rote Kreuz. Für die Renovierung der beiden Wasserfässer gibt es kein Geld, es wird improvisiert. Eine gute Einnahmequelle ist hingegen die „Vermietung" des Kettenbrunnens für Feuerlöschzwecke.
Zwischenkriegszeit Die Situation des Feuerwehrwesens nach dem Ersten Weltkrieg war ebenso misslich wie die Gesamtlage der Bevölkerung. Armut und Wirtschaftskrise prägten die Arbeit. Wie bei der Feuerwehr gewohnt, musste überall improvisiert werden. In Obersiebenbrunn ging der Betrieb weiter, 1919 wurden erstmals wieder neue Mitglieder aufgenommen. 1923 fand eine erneute Fahnenweihe statt, wobei Landeshauptmann Buresch 60 verdiente Feuerwehrkameraden auszeichnete. Zwei Jahre später wurde anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums eine Motorspritze übergeben! 1926 - Wolkenbruch - „Am 3. Juli ging über unsere Ortsgemeinde ein derart heftiger Wolkenbruch teilweise mit Hagel nieder, wie ihn selbst die ältesten Leute noch nicht erlebt hatten. Nach Auflösung des heftigen Regengusses konnte man erst dessen Auswirkung erkennen. Sämtliche Frucht in den breiten Fluren war in die Erde hineingewaschen und selbe dem Erdboden gleichgemacht. Um halb 6 Uhr wurde dringend unsere, stets sich so glänzend bewährte, Feuerwehr in vier Bauernhöfe gerufen, wo bereits die eindringenden Wassermassen die Rinder- sowie Pferdestallungen bis zu 60 cm unter Wasser gesetzt hatten. Mit der erst vor einigen Monaten angekauften Motorspritze war das Auspumpen der bedrängten Stallungen ein leichtes, und die schwer betroffenen Besitzer atmeten erleichtert auf. Zu gleicher Zeit rückte eine Abteilung von 15 Mann auf dringendes Ersuchen von der Bahnstation Siebenbrunn - Leopoldsdorf zu dem von den hochgehenden Ru ßbach fluten schwer havarierten Damm aus. Nur durch den persönlichen Einsatz und der ganzen Kraft jedes Einzelnen gelang es, den Damm abzudichten und somit ein Überschwemmen der gesamten Fluren im Ausmaß von mindestens 2 Joch zu verhindern." (Aus der Pfarrchronik) Auch in diesen schweren Jahren bewährte sich die Feuerwehr als kompetente Hilfeleistungsorganisation. Um die Feuerwehrmänner auf die immer umfangreicher werdenden Tätigkeiten besser vorbereiten zu können, fanden bereits in den 20er Jahren Feuerwehr-Fachkurse statt. Die Errichtung der Landes- Feuerwehrschule in Wiener Neustadt im Jahr 1933 stellte einen Meilenstein in der Entwicklung des NÖ Feuerwehrwesens dar. Hier wurden Maschinisten und Führungskräfte ausgebildet. Dazu kamen bald Rauchschutzkurse und in zunehmendem Maße auch Ausbildungen für den Luftschutz.
Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
Die politischen Wirrnisse der Dreißigerjahre endeten im Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938. War man im Ständestaat bemüht, die Feuerwehr wohl österreichtreu in das Staatsganze zu integrieren, wagte man nicht an ihrer Autonomie zu rütteln. Nach dem März 1938 blieb zunächst das Feuerwehrwesen unangetastet, wenn auch einige Spitzenfunktionäre zur Rückgabe ihrer Ämter gezwungen wurden. Als nächster Schritt wurden die Feuerwehren als Vereine aufgelöst und direkt der Gemeindeverwaltung untergeordnet. Das bedeutete aber auch die Übergabe des gesamten Vermögens und das Verbot, Feste zur Finanzierung abhalten zu dürfen. Da in den Feuerwehren keine Versammlungen abgehalten wurden, fehlen aus diesen Jahren fast alle Aufzeichnungen.
Die Feuerwehr war nun technische Hilfspolizei der Gemeinde. Entgegen der vielfach falsch wiedergegebenen Meinung wurde der Name Freiwillige Feuerwehr beibehalten, die Bezeichnung Feuerschutzpolizei blieb den Berufsfeuerwehren vorbehalten. Der Bezirksfeuerwehrverband wurde zerschlagen, da die Feuerwehren rund um Groß Enzersdorf in den Reichsgau Wien übernommen wurden. Der Zug Obersiebenbrunn unterstand jetzt dem Kreisführer in Gänserndorf.
Der erst 1934 eingeführte „Spinnenhelm" wurde durch den deutschen Feuerwehrhelm ersetzt. Dieser wurde bis 1940 mit einem Leichtmetallkamm gefertigt, dann wurde er dem Stahlhelm der Wehrmacht angeglichen. Zunehmender Personalmangel führte zur Aufstellung der Hitlerjugend-Feuerwehrscharen und ab 1943 zur Aufstellung von Gruppen der Feuerwehrhelferinnen.
Die technische Entwicklung des Feuerwehrwesens schritt rasch fort, in diesen Jahren wurde, speziell am Fahrzeugsektor, Grundlegendes, bis heute Übliches geschaffen: Löschfahrzeuge mit Einbaupumpe und Wassertank (LF 8, LF 15, LF 25), Tanklöschfahrzeuge und Drehleitern wurden nach Norm gebaut. Von diesen Fahrzeugen kamen allerdings nur wenige nach Niederösterreich. Die von Luftangriffen besonders gefährdeten Ballungsräume erhielten eine vernünftige Ausrüstung. Das Gros der modernen Fahrzeuge wurde für die Luftwaffe und die Rüstungsindustrie gebaut.
In den letzten zwei Kriegsjahren standen die Feuerwehren unter schwerster psychischer und physischer Belastung: Personell extrem geschwächt und ergänzt mit mangelhaft ausgebildeten Jugendlichen und meist auch mit zu wenig Gerät stand man Großbränden, Explosionen und großflächigen Zerstörungen der Bausubstanz gegenüber. Zusammengefasst in die sogenannten Feuerwehr-Bereitschaften kamen die motorisierten Feuerwehren aus ganz Niederösterreich in Wien und anderen Industriestandorten zum Einsatz. Für einen entsprechenden Schutz in den eigenen Orten reichte es oft nicht mehr. Zerstörte Wasserleitungen machten eine effiziente Brandbekämpfung ohne Tanklöschfahrzeuge oft unmöglich, auf den zerstörten Straßen erkundeten Motorradmelder die Situation.
Um die gelichteten Reihen auffüllen zu können, wurden Notdienstpflichtige rekrutiert. Immer öfter kam es auch im Bereich der Feuerwehren zu Widerstand gegen Zwangsverpflichtung und Einsätze in weiter Entfernung. Als 1944 der Volkssturm aufgeboten wurde, bekamen die Feuerwehrleute auch Schießunterricht.
Was an Gerät den Bombenkrieg überstanden hatte, wurde im Frühjahr 1945 bei Erdkämpfen zerstört, geplündert und geraubt. Die Verlegung von starken Feuerwehreinheiten nach Oberösterreich nach der Räumung Wiens trug ein übriges zum Geräteverlust der NÖ Feuerwehren bei.
Wiederaufbau Die sowjetische Besatzungsmacht betrachtete die Feuerwehr als Einrichtung der deutschen Polizei, die man zu guter Letzt ja noch der SS unterstellt hatte, und gestattete zunächst nur eine auf das Mindestmaß beschränkte Tätigkeit bei Einsätzen. Dem unbeugsamen Willen der sich langsam sammelnden Feuerwehrleute war es zu danken, dass allerorts binnen zwei Jahren ein improvisierter Dienstbetrieb aufgenommen werden konnte. Die Sowjets hatten schließlich recht bald Einsehen in die Notwendigkeit eines organisierten Brandschutzes. 1947 kam es zur Wiedergründung des Landesfeuerwehrverbandes und zur Errichtung der Bezirksverbände. Die Feuerwehren wurden rechtlich wieder als Vereine geführt. Notdürftigst hatte man Geräte organisiert oder aus Altteilen zusammengebaut. Manche Feuerwehr war wiederum mit ihrer Handspritze unterwegs. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen, die UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitations Agency) stellte 1948 über 300 Militärlastwagen zur Verfügung, die billig erworben werden konnten. Es waren technische Wunderwerke, die die Feuerwehren teilweise zustande brachten, um daraus einsatztaugliche Fahrzeuge zu machen. Teilweise konnte auch noch Wehrmachtsgerät übernommen und adaptiert werden. Das Feuerwehrwesen nahm wieder Formen an. Die FF kann 1948 ein Löschfahrzeug (LF 8) mit Tragkraftspritze in Dienst stellen und ist damit wieder schlagkräftig! Im gleichen Jahr nehmen die Männer an einer Schauübung in Leopoldsdorf teil! Am 19. August 1950 Großalarm! Der weite Himmel des Marchfeldes scheint nachts unter einer mächtigen Feuerglocke zu hängen. Die Ursache ist ein Bohrturmbrand in der CSSR, der über Tage anhält! Am 10. April 1952 steht der Bombenübungsplatz der russischen Besatzungsmacht, die Siebenbrunner Heide, in Flammen. 50 ha angrenzender Föhrenwald fällt drei Monate später aufgrund eines Bombardements den Flammen zum Opfer - Großeinsatz mehrerer Feuerwehren! Am 8. Mai 1955, Florianitag, wird der Landesfeuerwehrkommandant bei der „Durchfahrt" durch Obersiebenbrunn erkannt und angehalten, begrüßt und fotografiert. Die hiesige Musikkapelle spielt den Feuerwehrmarsch und der Landesfeuerwehrkommandant kann „ungehindert" weiterfahren! Im April 1957 brennt mehrmals, in kurzen Abständen, die Siebenbrunner-Heide. Mächtige Föhrenbäume müssen umgeschnitten werden, da sie stundenlang wie riesige Pechfackeln lodern! 1958 wird Obersiebenbrunn übrigens in den Rang einer Marktgemeinde erhoben! Am 21. August 1960 findet eine Haussammlung für den Ankauf eines Tanklöschfahrzeuges (TLF 2000 Steyr 480, Aufbau Rosenbauer) statt, das am 21. Jänner 1961 geliefert wird. Der 1. Bezirksfeuerwehrtag in Obersiebenbrunn wird am 3. Juni 1962 mit Heldenehrung, Feldmesse, Tankwagenweihe, Ehrungen verdienter Feuerwehrmänner, Verleihungen von Florianiplaketten, Defilierung, Delegiertentagung und Schulungen abgehalten. Hauptversammlung am 29. Juli 1962 im Gasthaus Zier: Adam Zehetbauer legt sein Amt als Hauptmann zurück. Er ist mit 42 Dienstjahren wohl ein Rekord- Kommandant in ganz Österreich gewesen. Er erlebte alles von der Handdruckspritze bis zum Tanklöschfahrzeug.
Die im Krieg zerstörte Feuerwehrschule wurde 1950 von Wiener Neustadt nach Tulln übersiedelt, 1954 wurde die erste Etappe des Neubaus an der Nussallee seiner Bestimmung übergeben. Als zusätzlicher Ausbildungsanreiz wurde 1951 der erste Landesfeuerwehrleistungsbewerb abgehalten. Die FF Obersiebenbrunn war von Anfang an dabei!
Der Weg in die Moderne Der 1959 zum Landesfeuerwehrkommandanten gewählte DI Ferdinand Heger wurde zum Vater der modernen Feuerwehr von heute. Zu seiner rechten Hand wurde der Marchegger Sepp Kast, welcher als Landesfeuerwehrrat bzw. als Bezirksfeuerwehrkommandant von Gänserndorf auch wichtiger Ansprechpartner für die FF Obersiebenbrunn war. In den Jahren des Wirtschaftswunders änderten sich die Aufgaben der Feuerwehr: - In Industrie, Landwirtschaft und auch Haushalt wurden vermehrt giftige und hochbrennbare Materialien verwendet, was die Brandlast und die Gefährlichkeit erhöhte. - Der rapid zunehmende Straßenverkehr führte zu einem Anwachsen von Verkehrsunfällen - Die Umwelt wurde zunehmend - z. B. durch Tankwagenunfälle - gefährdet. Die Feuerwehr wurde nunmehr ein kompetenter Ansprechpartner für Schadensfälle aller Art, und konnte schließlich auch rechtlich aufgewertet werden: Seit 1970 ist die Feuerwehr in Niederösterreich Körperschaft öffentlichen Rechtes.
1975: Das Lagerhaus brennt... Am 24. Juli 1975, um 03.00 Uhr, steht die Feuerwehr Obersiebenbrunn vor der wohl schwersten Aufgabe seit ihrem Bestehen. Im Lagerhaus der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Obersiebenbrunn entsteht ein Brand, der sich über Rohrleitungen der Trocknungsanlage zum Großbrand ausbreitet. Beim Eintreffen der Feuerwehr schlagen die Flammen bereits durch den Dachgiebel! 22 Feuerwehren mit 273 Feuerwehrmännern und 28 Fahrzeugen stehen im Einsatz. Dank des schlagkräftigen Einsatzes fast aller Feuerwehrkräfte des Bezirkes Gänserndorf kann der Brand im alten Lagerhaustrakt nach zwei Stunden lokalisiert, und der 1959 erbaute Hochsilo sowie weitere Objekte der Genossenschaft gerettet werden. Der Brandschaden beträgt 15 Millionen Schilling. Gerettet werden Sachwerte in der Höhe von rund 35 Millionen Schilling. 25 Feuerwehrmänner der FF Obersiebenbrunn stehen 52 Stunden im Einsatz.
1978 - neues Löschfahrzeug Das Jahr 1978 bringt zunächst eine dramatische Bergungsaktion: am 6. Februar rettet die FF das Leben eines verschütteten Arbeiters aus einem Getreidesilo des Erzbischöflichen Gutes. Am 1. Oktober 1978 erhält die FF ein modernes Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung. Die Grundkonstruktion ist ein „Mercedes Benz Kastenwagen L409" mit einem 4-Zylinder-90-PS-Benzinmotor. (Aufbau Fa. Rosenbauer). 1985 wird die Ausrüstung durch einen hydraulischen Rettungssatz erweitert, Am 1. Juli 1982 wird Kdt. Alois Brandstetter zum Bezirksfeuerwehrkommandant-Stellvertreter gewählt. In diesem Jahr kommt es zu einem Großbrand bei Feuerwehrmitglied Günther Zier. Der Brand breitet sich an diesem 24. August vom Heizraum aus. Die FF Markgrafneusiedl, Gänserndorf, Untersiebenbrunn, Haringsee, Auersthal, Weikendorf, Strasshof und Leopoldsdorf sind mit schwerem Atemschutz im Einsatz (112 Männer - 777 Stunden). Leopold Brandstetter wird am 12. Februar 1986 zum Kommandanten gewählt (STV Franz Frohner) und am 10. Oktober kann ein besonderes Fest gefeiert werden: Die Gründung der Feuerwehrjugend! Ein Jahr später sind vier Feuerwehren bei einem Waldbrand in Obersiebenbrunn im Einsatz, außerdem unterstützt die FF Sicherungsarbeiten bei der Pflüger- Weltmeisterschaft beim Schloss Niederweiden.
2004: Landeslager der Feuerwehrjugend 2003 und 2004 standen ganz im Zeichen der Vorbereitungsarbeiten für das Jugendlager, an dem schließlich von 8. bis 11. Juli 2004 4.430 Jugendliche mit ihren Betreuern im Schlosspark kampierten. 180 Mitarbeiter arbeiteten bis zum Umfallen, um den jungen Menschen ein paar schöne Tage zu bereiten! Die Lagerzeitung schrieb damals über Ambiente und Flair: „Düstere Schatten bedecken die verschlungenen Wege, das Grün des Waldes verschluckt einfach alles. Klein sind die Menschen, die leise auf den Wegen dahin huschen. Pferdegetrappel unterbricht die Stille ..." Die Auflösung ist einfach: Der von Prinz Eugen vor 300 Jahren erbaute Gartenpavillon ist Mittelpunkt eines weitläufigen Schlossparks. Wo einst herrschaftliche Jagden für Stimmung sorgten, steht heute Reiten und Fahren im Vordergrund, und – freundlicherweise – dieses Wochenende die NÖ Feuerwehrjugend. Wieder ist die Anzahl der Lagerteilnehmer angestiegen: 4.400 Jugendfeuerwehrmädchen, -männer, Feuerwehrjugendführer und Mitarbeiter der Lagerorganisation bevölkern heute den Märchenwald. Das Treiben ist munter und laut. Der Nachwuchs der Feuerwehr probt Zusammenspiel, Kameradschaft und sportlich fairen Leistungsbewerb. Die Begeisterung für die Feuerwehr und für die Feuerwehrjugend ist ungebrochen. Immer mehr Feuerwehren greifen die Idee auf, die Zahl der Gruppen steigt und steigt."
Neue Technik 2008 2008 ersetzte die Feuerwehr Obersiebenbrunn mit dem MAN TGM 13.280 (Empl) ein LF-B (Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung) auf Mercedes und ergänzt ein TLFA 3000 (mit technischer Ausrüstung) und ein MTF damit. Um für die häufigen technischen Einsätze gerüstet zu sein, war ein komplettes Hilfeleistungspaket erforderlich, für den Bereich Löscheinsatz galt die Devise: Rascher Angriff mit einem Rohr und unabhängig davon die Möglichkeit, das Fahrzeug bei der Wasserversorgung über längere Strecken einzusetzen. Für die Verantwortlichen des eigens eingerichteten Fahrzeugausschusses stand die Benutzerfreundlichkeit und Übersichtlichkeit im Vordergrund: „Alle Geräte sind nach Gruppen zusammengefasst, der Maschinist hat ausschließlich auf der rechten Fahrzeugseite seinen Arbeitsplatz." Für die Brandbekämpfung steht einerseits eine 250 l/min leistende Hochdruckpumpe zur Verfügung, andererseits kann die Tragkraftspritze mittels Absetzeinrichtung „klassisch" entnommen werden. Beachtenswert ist die Detailaustattung des Aufbaus, wie etwa Dachkästen oder die Ausstattung der Kabine mit „durchsichtigen" Atemschutzhalterungen und massiven Griffstangen. Außerdem gibt es im Mannschaftsraum einen praktischen Klapptisch.
Feuerwehr heute In Österreich stehen derzeit 330.000 Frauen und Männer (Aktive, Reservisten und Feuerwehrjugend) rund um die Uhr bereit. Sechs Berufsfeuerwehren sorgen in den Städten über 100.000 Einwohner für Sicherheit. Frauen sind in den letzten Jahren selbstverständlich im Feuerwehrwesen und auch bei der FF Obersiebenbrunn geworden. Die einzelne Feuerwehr als Körperschaft öffentlichen Rechtes ist autonom und der Gemeindeverwaltung unterstellt. Organisatorisch gehört sie zum NÖ Landesfeuerwehrverband, der sich wiederum in die 21 Bezirksfeuerwehrkommanden unterteilt. Jeder Bezirk besteht wiederum aus mehreren Feuerwehrabschnitten. Dem Landesfeuerwehrverband obliegt die Verwaltung von Förderungsmitteln aus der Feuer- schutzsteuer (Subvention von Fahrzeugen und Geräten) und dem Katastrophenfond (Beschaffung von Schwerpunktausrüstung). Im Landesfeuerwehrkommando, der Geschäftsstelle des Landesfeuerwehrverbandes stehen Sachbearbeiter für alle Bereiche des Feuerwehrwesens für Beratung und Unterstützung zur Verfügung. Die Gemeinden haben für die Finanzierung und Erhaltung der Feuerwehren zu sorgen - in der Praxis tragen die Feuerwehren aber durch vielerlei Veranstaltungen und Sammlungen zu ihrer Finanzierung wesentlich bei. Die Freiwillige Feuerwehr Obersiebenbrunn blickt auf eine bewegte Geschichte zurück - eines ist jedoch bis heute gleich geblieben: Die Hilfe für Menschen in Not!
Quelle: Festschrift 125 Jahre FF Obersiebenbrunn - 2009
Mehr über die Festschrift und Download der Festschrift: http://ff-125jf.g-zier.at/Festschrift.htm
Festschrift 100 Jahre FF - 1984