Schüler erforschen Zeitgeschichte 1945-85: Unterschied zwischen den Versionen
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Am ärgsten wurde das Gasthaus Zier beschädigt, weil ein russisches Flugzeug angeschossen wurde und vor seiner Notlandung die Bomben abwerfen mußte, die unglücklicherweise das Gasthaus Zier trafen. Auch die Kirche und andere Gebäude der Ortschaft wurden beschädigt. Es gab wenige Verletzte bei den Bombenangriffen. Zur Verteidigung wurden Straßensperren errichtet, wodurch die Russen aber nicht aufgehalten werden konnten. | Am ärgsten wurde das Gasthaus Zier beschädigt, weil ein russisches Flugzeug angeschossen wurde und vor seiner Notlandung die Bomben abwerfen mußte, die unglücklicherweise das Gasthaus Zier trafen. Auch die Kirche und andere Gebäude der Ortschaft wurden beschädigt. Es gab wenige Verletzte bei den Bombenangriffen. Zur Verteidigung wurden Straßensperren errichtet, wodurch die Russen aber nicht aufgehalten werden konnten. | ||
Als die Russen in die Ortschaft eindrangen, hatte die Bevölkerung unheimlich große Angst, weil sie nicht wußte, wie sich die fremden Soldaten verhalten würden. Die Russen plünderten die Häuser, stellten die Leute an die Wand and stahlen ihnen Uhren, Fahrräder und andere Wertgegenstände. Die Obersiebenbrunner mußten den Russen Unterkunft gewähren. Die Bevölkerung wurde von den Russen zu Arbeiten herangezogen. Die Arbeiten, die die Männer verrichten mußten, waren meist Aufräumungsarbeiten und Verladearbeiten an den Bahnhöfen. Die Frauen mußten für die Russen waschen, bügeln und kochen. Zum Viehtreiben wurden sogar Kinder herangezogen. Es gab große Verständigungsschwierigkeiten zwischen den fremden Soldaten und der Bevölkerung. Nur wenige Leute konnten sich durch böhmische oder slowenische Sprache verständigen. Die Zentralstellen der russischen Besatzung waren in dar Zuckerfabrik und beim Flugzeugbeobachtungsposten außerhalb der Ortschaft. | |||
Die Lebensmittelversorgung war im Ort gesichert, weil fast jeder Nahrungsmittelreserven versteckt hatte. Mit den Zuteilungen der Lebensmittelkarten hätten die Leute nicht ausreichend versorgt werden können. Lebensmittelhilfen aus dem Ausland, wie die UNRRA-Hilfe, trafen nur sehr spärlich ein. Viele Ortsbewohner hatten Äcker and bauten meist Rüben und Kartoffeln an. Die Leute wurden Selbstversorger, sie züchteten Tiere, vor allem Hühner, Schweine, Kühe, Gänse und Enten. | Die Lebensmittelversorgung war im Ort gesichert, weil fast jeder Nahrungsmittelreserven versteckt hatte. Mit den Zuteilungen der Lebensmittelkarten hätten die Leute nicht ausreichend versorgt werden können. Lebensmittelhilfen aus dem Ausland, wie die UNRRA-Hilfe, trafen nur sehr spärlich ein. Viele Ortsbewohner hatten Äcker and bauten meist Rüben und Kartoffeln an. Die Leute wurden Selbstversorger, sie züchteten Tiere, vor allem Hühner, Schweine, Kühe, Gänse und Enten. | ||
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Im Juli 1945 kam dar erste Obersiebenbrunner aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Dies war Herr Josef Müller, der 1943 von den Partisanen in Jugoslawien gefangen worden war. Während des Gefangenentransportes nach Prag gelang es ihm, am Wiener Südbahnhof zu fliehen, und er konnte sich nach Obersiebenbrunn durchschlagen. Im Laufe des Jahres 1946 kamen andere Kriegsgefangene und jene Leute, die vor der Front geflüchtet waren, wieder nach Obersiebenbrunn zurück. Es war sehr deprimierend, was sie vorfanden. Die Leute mußten sozusagen vom "Nullpunkt" wieder anfangen. | Im Juli 1945 kam dar erste Obersiebenbrunner aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Dies war Herr Josef Müller, der 1943 von den Partisanen in Jugoslawien gefangen worden war. Während des Gefangenentransportes nach Prag gelang es ihm, am Wiener Südbahnhof zu fliehen, und er konnte sich nach Obersiebenbrunn durchschlagen. Im Laufe des Jahres 1946 kamen andere Kriegsgefangene und jene Leute, die vor der Front geflüchtet waren, wieder nach Obersiebenbrunn zurück. Es war sehr deprimierend, was sie vorfanden. Die Leute mußten sozusagen vom "Nullpunkt" wieder anfangen. | ||
Version vom 1. März 2010, 17:19 Uhr
Schüler der Hauptschule Leopoldsdorf erforschten einen Teil der Obersiebenbrunner Geschichte. Das Zeitfenster war von 1945 bis 1985
Projektgruppe OBERSIEBENBRUNN
STANDORTE: Volksschule Landwirtschaftliche Fachschule Gemeindeamt Bahnhof PROJEKTLEITER: HOL Helmut Selbach HL Renate Bürger HL Renate Potye FL Olga Mikulcik BERICHTERSTATTER: Frau Dir. Gertrud Rauch Herr Leopold Manschein Frau Anna Pasl Herr Dir. Erwin Gross Frau Maria Gruß Herr Stefan Szelnekovics Herr Josef Müller Frau Maria Zier Herr Johann Naimer Herr Josef Iser Herr Franz Zier Frau Margarete Mitlöhner Herr Bgm. Josef Slavik Frau Elvira Rupp Herr Ing. Gerhard Frohner Frau Emma Lehner Herr Alois Brandstetter Herr Johann Zöhr Herr Martin Brenner Herr Ernst Lehner Frau Theresia Novovesky Herr Ernst Pemp PROJEKTMITARBEITER: Anders Petra Iser Michaela Schinkowitz Doris Bropst Petra Iser Gerlinde Schreiner Andreas Bursofski Marianne Lichtenecker Claudia Seibach Christian Fasl Walter Mahdalicek Thomas Seibach Margarethe Pasl Werner Novovesky Karl Seit er Daniela Früh Margit Ohnutek Birgit Slavik Reinhard Fuchs Michaela Pacholik Thomas Stiegler Birgit Gajarsky Manuel Pottichen Mario Stoklasek Marina Gajarsky Ronald Pozarek Eva Szelnekovics Markus Gall Jürgen Pozarek Susanne Tronner Diana Gerschlager Alois Radl Johann Valasek Thomas Gerschlager Angelika Radl Leopold Zapletal Andrea Gerschlager Franz Rambousek Hubert Zapletal Martin Gießrigl Michael Richter Norbert Zatschkowitsch Johann Hopiczan Michael Scherzer Andreas Zier Michael HILFSMITTEL: Pfarrchronik Obersiebenbrunn Auszug aus der Schulchronik - Frau Direktor SR Gertrud Rauch Frau Direktor Anna Fuchs Festschrift: 850 Jahre Obersiebenbrunn Festschrift: 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Obersiebenbrunn Festschrift: 100 Jahre STEG 187O - 1970 Österreichische Bundesbahn ÖBB Wien - Stadlau - Marchegg Festschrift: 75 Jahre Landwirtschaftliche Genossenschaft Obersiebenbrunn Bahnhofschronik ab 1970
Brief der Hauptschuldirektorin Hildegard Traxler
- Liebe Mitbürger! Liebe Schülerinnen und Schüler!
Heuer sind es 40 Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und 30 Jahre seit dem österreichischen Staatsvertrag. 1945 und 1955 sind Marksteine in unserer Geschichte und Daten, auf die wir stolz sein können.
Aus diesem Grund hielten wir eine kleine Rückschau auf die letzten 40 Jahre unserer Geschichte.
Wir haben selbst erarbeitet, wie es war, als Österreich aus Trümmern erstand. Schüler, Lehrer und Gesprächspartner aus der Bevölkerung der einzelnen Sprengelorte unserer Hauptschule haben mit dazu beigetragen, daß unser Unterrichtsprojekt gelungen ist.
Mit unserem Projekt haben wir die Situation Niederösterreichs nach Kriegsende bis zum Abschluß das Staatsvertrages und die Jahre des Aufschwunges am Beispiel unserer Sprengelorte nachvollzogen.
Lehrer und Schüler wurden überall sehr freundlich aufgenommen, und die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung der Orte Leopoldsdorf , Breitstetten, Obersiebenbrunn, Untersiebenbrunn, Mark-grafneusiedl und Glinzendorf war ganz ausgezeichnet, dafür will ich mich herzlich bedanken.
Mit der Hoffnung auf weitere gute Zusammenarbeit und dem Wunsch auf eine schöne und erfolgreiche Zukunft
- grüße ich bestens!
- SR Hildegard Traxler, e.h.
- grüße ich bestens!
Obersiebenbrunn
Kriegsende und neuer Anfang
Im letzten Kriegsjähr 1945 rückte die Front immer näher an unseren Heimatort heran. Alte Männer und junge Burschen wurden noch zur letzten Verteidigung, dem Volkssturm, eingezogen, sodaß es im Ort fast keine Männer mehr gab.
Um Ostern verließen die deutschen Soldaten Obersiebenbrunn, und auch einige Flüchtlinge zogen Richtung Westen. Mit dem Näherrücken der Front fielen die ersten Bomben. Täglich gab es am Vormittag Fliegeralarm, und die Leute brachten sich in Kellern in Sicherheit. Diese Angriffe galten aber meistens der Hauptstadt Wien.
Am ärgsten wurde das Gasthaus Zier beschädigt, weil ein russisches Flugzeug angeschossen wurde und vor seiner Notlandung die Bomben abwerfen mußte, die unglücklicherweise das Gasthaus Zier trafen. Auch die Kirche und andere Gebäude der Ortschaft wurden beschädigt. Es gab wenige Verletzte bei den Bombenangriffen. Zur Verteidigung wurden Straßensperren errichtet, wodurch die Russen aber nicht aufgehalten werden konnten.
Als die Russen in die Ortschaft eindrangen, hatte die Bevölkerung unheimlich große Angst, weil sie nicht wußte, wie sich die fremden Soldaten verhalten würden. Die Russen plünderten die Häuser, stellten die Leute an die Wand and stahlen ihnen Uhren, Fahrräder und andere Wertgegenstände. Die Obersiebenbrunner mußten den Russen Unterkunft gewähren. Die Bevölkerung wurde von den Russen zu Arbeiten herangezogen. Die Arbeiten, die die Männer verrichten mußten, waren meist Aufräumungsarbeiten und Verladearbeiten an den Bahnhöfen. Die Frauen mußten für die Russen waschen, bügeln und kochen. Zum Viehtreiben wurden sogar Kinder herangezogen. Es gab große Verständigungsschwierigkeiten zwischen den fremden Soldaten und der Bevölkerung. Nur wenige Leute konnten sich durch böhmische oder slowenische Sprache verständigen. Die Zentralstellen der russischen Besatzung waren in dar Zuckerfabrik und beim Flugzeugbeobachtungsposten außerhalb der Ortschaft.
Die Lebensmittelversorgung war im Ort gesichert, weil fast jeder Nahrungsmittelreserven versteckt hatte. Mit den Zuteilungen der Lebensmittelkarten hätten die Leute nicht ausreichend versorgt werden können. Lebensmittelhilfen aus dem Ausland, wie die UNRRA-Hilfe, trafen nur sehr spärlich ein. Viele Ortsbewohner hatten Äcker and bauten meist Rüben und Kartoffeln an. Die Leute wurden Selbstversorger, sie züchteten Tiere, vor allem Hühner, Schweine, Kühe, Gänse und Enten. In Wien war die Lebensmittelversorgung wesentlich schlechter.
Besonders die Wiener Kinder hatten darunter zu leiden, und oft war das wenige Essen, das sie in der Schule bekamen, die einzige Mahlzeit des Tages. Die Wiener versuchten daher, Nahrung von der Landbevölkerung zu bekommen, und sie tauschten Kleidung, Schmuck und Gebrauchsgegenstände gegen Lebensmittel ein.
Die Leute bezahlten kaum mit Geld, da dieses immer mehr an Wert verlor. Die Regierung versuchte, die Inflation aufzuhalten, indem sie die sogenannte Geldabschöpfung einführte. Dies bedeutete, daß Spareinlagen aus der Zeit vor 1945 zu 60 % vom Staat eingezogen wurden, für die restlichen 40 % erhielt man einen Staatsschuldschein. Spareinlagen aus dar Zeit nach 1945 wurden um 2/3 gekürzt. Diese Maßnahme zeigte aber nur bedingten Erfolg. Die Preise stiegen trotzdem. In dieser schwierigen Zeit hielt die Bevölkerung sehr stark zusammen.
Durch die Einquartierungen mußten oft mehrere Familien in einem Raum zusammenleben. Dabei kam es auch zu Infektionskrankheiten wie Typhus. Die ärztliche Versorgung war unzureichend und einige Leute starben an diesen Krankheiten.
Im Juli 1945 kam dar erste Obersiebenbrunner aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Dies war Herr Josef Müller, der 1943 von den Partisanen in Jugoslawien gefangen worden war. Während des Gefangenentransportes nach Prag gelang es ihm, am Wiener Südbahnhof zu fliehen, und er konnte sich nach Obersiebenbrunn durchschlagen. Im Laufe des Jahres 1946 kamen andere Kriegsgefangene und jene Leute, die vor der Front geflüchtet waren, wieder nach Obersiebenbrunn zurück. Es war sehr deprimierend, was sie vorfanden. Die Leute mußten sozusagen vom "Nullpunkt" wieder anfangen.