Festschrift 100 Jahre FF - 1984: Unterschied zwischen den Versionen

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== Gedanken zur Gründungs- bzw. Vereinsgeschichte
== Gedanken zur Gründungs- bzw. Vereinsgeschichte ==
Der Freiwilligen Feuerwehr Obersiebenbrunn ==
 
 
== der Freiwilligen Feuerwehr Obersiebenbrunn ==


Helmut Pacholik - 1984
Helmut Pacholik - 1984

Version vom 14. April 2010, 13:26 Uhr

Gedanken zur Gründungs- bzw. Vereinsgeschichte

der Freiwilligen Feuerwehr Obersiebenbrunn

Helmut Pacholik - 1984

Die Geschichte des Feuers ist so alt wie die Menschheit selbst. Wo und wann es sich der Mensch zum ersten Mal zunutze machte, kann man nur erahnen. Vielleicht war es der Ausbruch eines Vulkans mit seiner feurigen Lava, oder ein vom Blitz entzündeter Baumstamm, oder ein anderes Naturereignis, das dem Menschen half, sich des Feuers zu bedienen. Welch ein Fortschritt war es doch für den Menschen der Urzeit, als er gelernt hatte, sich dieses Element dienstbar zu machen, es für seine täglichen Bedürfnisse aufzubewahren und zu erhalten – dieses unstete Ding – das so wohlig wärmte und mithalf, wilde Tiere zu vertreiben. Welch langer Weg mag es wohl gewesen sein, bis der Mensch verstand, das Feuer selbst zu bereiten. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses sorgsam gehütete, kostbare Gut als Gottheit verehrt und angebetet wurde. Wer von uns hat nicht von der alten Sage des Prometheus gehört, der für die Menschen das Feuer aus dem Olymp raubte und zur Strafe für diese Tat von den Göttern an einen Felsen geschmiedet wurde? So stellten sich die alten Griechen die Entstehung des Feuers vor. Den Menschen dieser Zeit galt das Feuer als etwas Heiliges. Die Griechen und Römer bauten ihrer Göttin des Feuers eigene Tempel, in denen Priesterinnen das heilige Feuer zu hüten hatten. Ließ eine der Dienerinnen der „Vesta“ – so hieß diese Göttin bei den Römern – das Opfer verlöschen, bezahlte sie es mit dem Leben. Die Kunst, das Feuer selber zu bereiten, reicht vom Steinzünden über Feuerbohrer, Brennspiegel, Feuerpflug, Pumpenbohrer, Feuersäge bis zur Herstellung des gesundheitsschädlichen Phosphorzündhölzchens im Jahre 1833. 1848, im Revolutionsjahr, erfand Prof. Boettger (Frankfurt) die so genannten „Sicherheitszünder“, die unter dem Namen „Schwedische Zündhölzer“ in den Handel kamen! Heute greifen wir mit Selbstverständlichkeit in die Tasche, und ein Druck oder Strich bringt uns das kostbare Gut, wo und wann wir es wollen. Aber – wissen wir überhaupt von der Geschichte des Feuers? „Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht …“ schrieb der Dichterfürst Friedrich Schiller in seiner „Glocke“. …, wenn er sie bezähmt, bewacht!… Das Feuer hat den Menschen unendlich viel Nutzen gebracht, es ist aus unserem täglichen Leben einfach nicht mehr wegzudenken. Aber es kann, wenn es außer Kontrolle gerät, zur furchtbaren Geißel werden. Millionen Menschen und Tiere haben im Inferno des Feuers den Tod gefunden. Unzählige Siedlungen, Dörfer und Städte sind im Zeitraum der Menschengeschichte der „Furie“ Feuer zum Opfer gefallen; die Werte des zerstörten Hab und Guts, der niedergebrannten Wälder, Fluren und Felder sind nicht zu ermessen. Blättert man in der kirchlichen Topographie von Obersiebenbrunn der vorigen Jahrhunderte, stößt man vielfach auf Eintragungen über ortsübliche Feuersbrünste, denen man mit völlig unzulänglichen Brandbekämpfungsmitteln gegenüberstand! Erst um 1780, unter Joseph II., wurden erste Richtlinien zur allgemeinen Brandbekämpfung erstellt.

Seit damals hat sich das Rad der Zeit zum 200sten Mal gedreht. Wir haben Prunk und Pracht, Glanz und Glorie, Krieg und Flucht, Hunger und Leid, Krankheit und Not überdauert… wir kennen Wirtschaftswachstum, Konsumgüterverbrauch, Bevölkerungsexplosion, Massenverkehr und Verbauungswahn… unser Leben hat sich grundlegend verändert. Doch der Grundgedanke, die Gesinnung der Feuerwehr, ist gleich geblieben! Für die Wehrmänner gilt es nach wie vor, Leben und Gut ihrer Mitbürger bei jedem Wetter, bei Tag und Nacht und zu jeder Jahreszeit unter Einsatz des eigenen Lebens, zu schützen! Aber nicht nur unser Leben und seine Gesellschaftsformen haben in diesem Zeitraum grundlegende Veränderungen erfahren, auch die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehren erfordern ein höheres Maß an Ausbildung, Fachwissen und Spezialkenntnissen. Für alle heute anfallenden Sachgebiete ist eine zusätzliche Ausbildung, Schulung und Teilnahme an Leistungsbewerben notwendig. Ein Einsatzerfolg auf den Sachgebieten Atemschutz, Nachrichtendienst, Wasserdienst, Spreng- und Sanitätsdienst und „Gefährliche Stoffe“ ist nur über eine zusätzliche, regelmäßige, rege Übungstätigkeit gewährleistet! Eines der gewichtigsten Probleme unseres Zeitgeistes ist das Abbrennen der Felder geworden! Mit der Reduzierung bzw. Auflösung der Viehwirtschaft in den meisten bäuerlichen Betrieben des Marchfeldes und eines großen Teiles Niederösterreichs kommt es zu ungeheurem Strohüberschuss, der an Ort und Stelle, also auf den Feldern, verbrannt wird. Trotz aller feuerpolizeilichen Vorkehrungen, Anordnungen, Richtlinien und Maßnahmen kommt es immer wieder durch Leichtsinn und Unachtsamkeit zu Bränden, die außer Kontrolle geraten. Durch diese bagatellisierten Gefahrenquellen finden sogar in manchen Fällen Menschen den Tod, werden wertvolle Landmaschinen vernichtet, ganz zu schweigen von den Schäden, die an Windschutzgehölzen, Alleen und an den Bäumen am Straßenrand entstehen. In einem meiner Bücher habe ich einen Aphorismus geschrieben, der mir heute noch tief in die Seele schneidet und zur Aussage dieses Zeitproblems wird: „Mein Herz blutet, wenn ich alljährlich,

	sommerzeits, dieses weite Land
	zwischen Donau und March
	in Flammen sehe!“

„G o t t z u r E h r , d e m N ä c h s t e n z u r W e h r „ ist das Motto des Bauern, des Schmiedes, des Arbeiters, des Angestellten, des Beamten und des Werksingenieurs, das in seiner Konsequenz in selbstloser Brandbekämpfung gipfelt; allen Unbilden der Natur und den Gefahren des täglichen Lebens die Stirn bietet. Kameradschaft, Uneigennützigkeit, Zusammenarbeit, umsichtige Organisation sind hier nicht bombastische, pathetische Schlagworte und Lippenbekenntnisse, sondern Voraussetzungen für den Schutz der Bevölkerung und ihrer Habe! „Gut Wehr“ – der Feuerwehrgruß besagt es! Über Feuerhaken, Wasserbottichen, Feuerwehrleitern, Handspritze, Löscheimer, Feuerhorn. Pferdebespannten Spritzenwagen (Hydrophor) bis hin zum Wasserwerfer, dem schweren Atemschutzgerät, Hydrantennetz, Schaumlöschkanone, Rüst- und Bergefahrzeuge und einer totalen Motorisierung spannt sich der Bogen der gigantischen Entwicklung des Feuerwehrwesens seit der Gründung der „Freiwilligen Feuerwehr Obersiebenbrunn“ vor 100 Jahren! Einige Jahre zuvor, 1870, erließ das Erzherzogtum Österreich die erste, und in seinen Grundzügen noch heute bestehende „Feuerpolizeiordnung“, die die regelmäßige Reinigung der Schornsteine aller Häuser in den Städten und Dörfern, die Errichtung von Alarmierungseinrichtungen, das Anlegen eines Gemeindebrunnens, die Bereitstellung einer Feuerspritze, eines Wasserwagens mit dazugehörigen Schläuchen und Eimern vorsah, und die Beschaffung von Feuerleitern, Feuerhaken und Wasserbottichen für jeden Hauseigentümer vorschrieb. Da aber, trotz all diese vorbeugenden Maßnahmen, nur eine unzulängliche Brandbekämpfung gewährleistet war, entschloss sich die Bevölkerung von Obersiebenbrunn im Jahre 1884 zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Das ist aus dem ersten Protokoll mit Datum 22. November 1884 ersichtlich. „Laut Dekret vom 4. November 1884, Zahl 50052 wurden die Statuten der FF Obersiebenbrunn von der hohen k. k. niederösterreichischen Statthalterei genehmigt, und aufgrund dieser Genehmigung die Wahl der Funktionäre des besagten Vereines am 20. November 1884 vorgenommen.“ Das Gründungsprotokoll der FF Obersiebenbrunn ist mit der Unterschrift des Bürgermeisters Porsch versehen. Die damalige Freiwillige Feuerwehr von Obersiebenbrunn setzte sich aus A) Ausübenden und B) Beitragenden Mitgliedern Zusammen, wobei auch die „Ausübenden Mitglieder“ Mitgliedsbeiträge zu entrichten hatten. Der Mitgliedsbeitrag für „Ausübende Mitglieder“ betrug 1 fl. 20 Kr. Laut Protokollbuch ergab sich bei den „Ausübenden Mitgliedern“ folgende Chargierung:

Ausübende Mitglieder: Hauptmann Hauptmann Stellvertreter 1. Zugsführer und Steiger 2. Zugsführer

				Requisitenmeister
				Steigerhornist
 				Steiger
				Spritzenmeister
           			Feuerwehrmänner

1. Zier Mathias, Hauptmann 18. Butz Franz, Spritzenmeister 2. Zier Adam, Hauptmann Stv. 19. Heller Heinrich, Spritzenmeister 3. Porsch Mathias, 1. Zgf. und Steiger 20. Naimer Josef, Feuerwehrmann 4. Hansy Johann, 2. Zugsführer 21. Schimek Michl, Feuerwehrmann 5. Porsch Josef, Steiger 22. Rieger Anton, Feuerwehrmann 6. Pölzl Ludwig, Steiger 23. Rauscher Johann. Feuerwehrmann 7. Gartner Vincenz, Steiger 24. Nürnberger Wenzl, Feuerwehrmann 8. Probst Leopold, Steiger 25. Probst Lorenz, Feuerwehrmann 9. Schimek Johann, Steiger 26. Rauscher Josef, Feuerwehrmann 10. Kopp Emil, Steigerhornist 27. Gartner Mathias, Feuerwehrmann 11. Schöner Michl, Steigerhornist 28. Bartl Josef, Feuerwehrmann 12. Petzl Ignaz, Objekthornist 29. Schnötzinger Josef, Feuerwehrmann 13. Brenner Michl, Objekthornist 30. Stipanitz Franz, Feuerwehrmann 14. Schwarz Mathias, Rüstmeister 31. Lahner Mathias, Feuerwehrmann 15. Weidel Stefan, Schriftführer 32. Neugebauer Ferdinand, Feuerwehrm. 16. Höld Peter, Spritzenmeister 33. Jank Ferdinand, Feuerwehrmann 17. Kobler Martin, Spritzenmeister


Gründungsprotokoll Seite 1.jpg

Gründungsprotokoll Seite 2.jpg

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Wehr mit Musik 1908.jpg

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Reichsfeuerwehr 1943.jpg

Motorspritze 1943.jpg

Einsätze 1962 - 1983.jpg

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