Posttraumatische Belastungsstörung

Aus Dorfchronik
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Psychisches Trauma, Kriegstrauma

Wer nicht im Kampf getötet wurde, musste mit den psychischen Nachwirkungen des Erstechens, Niedersäbelns und Zerfetzt-Werdens weiterleben.

Die körperliche Erschöpfung und kleinen Blessuren waren noch relativ einfache Restposten des Krieges, mit denen die Menschen leben und fertigwerden mussten.

Sehr viel schlimmer waren die psychischen Nachwirkungen des Massakers: Ständiges Wiederaufleben der Kampfszenen als innere Bilder und das über Wochen und Monate lang. Halluzinationen, Wahnvorstellungen, sowie Angst- u. Panikattacken in den Monaten nach der Schlacht blockierten eine Rückkehr in ein normales Leben.

Dagegen sind die „leichten“ Störungen der Wahrnehmung vergleichsweise harmlos, wie ständiger Leichengeruch in der Nase, Störungen des Gehörsinnes durch das Kanonen- und Gewehrfeuer.

Aber damit nicht genug! Die Heimkehrer brachten den Krieg in Gedanken mit nach Hause und die Angehörigen bekamen sehr deutlich das Furchtbare der Schlacht zu spüren: Unverträglichkeit, Aggressivität und hohe Gewaltbereitschaft, Unfähigkeit zu Kompromissen im sozialen Kontakt, sowie Einzelgänger-Tendenzen brachten die ehemaligen Soldaten in ihre Familien und Dörfer bzw. Städte zurück.

Das Fatale an diesen psychischen Einschränkungen: Auch die Nachfolgegeneration spürte noch Nachwirkungen der Schlachterlebnisse und wurde in ihrer Entwicklung blockiert. Rache-Denken, Sühne der Schmach und Forderung nach harten Wiedergutmachungen sind sichtbare / hörbare Zeichen dieser Wirkung.

Alle diese stark veränderten Erlebnisweisen nach einem schrecklichen Ereignis werden mit dem Begriff „Posttraumatische Belastungsstörung“ bezeichnet – ein sehr junger Begriff.

In dieser Form taucht er erst nach dem Vietnam-Krieg der USA (1965–75) auf. Vorher gab es nur vereinzelte Forscher, die sich mit diesen Phänomenen beschäftigten, die Menschen litten garantiert auch schon früher daran. Es konnte nicht erkannt werden, denn wenn alle mit dem Trauma „Krieg“ belastet sind, fällt niemand auf, dass irgendetwas nicht stimmt. So auch nach den Weltkriegen: Wenn alle Überlebenden um die Existenz ringen, fragt keiner nach den inneren Spannungen und Fehlwahrnehmungen; Hauptsache es gibt etwas zu Essen und ein Dach über den Kopf. Erst als die Vietnam-Veteranen heimkamen, blickte die kaum vom Krieg belastete USA-Gesellschaft auf die „schrägen Vögel“ und stellte Abweichungen von der Norm fest.


Literatur:

Mitchell, Jeffrey T., Everly, George S., Igl, Andreas und Schiwek, Ingeborg, Streßbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SBE) - ein Handbuch zur Prävention psychischer Traumatisierung in Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei, Edewecht [u.a.]: Stumpf und Kossendey, 1998.


Eine genauere Darstellung der „Posttraumatischen Belastungsstörung“ ist in einer Fachbereichsarbeit zu finden. Sie enthält auch viele Literaturangaben, 106 Seiten, zahlreiche Abbildungen.

Titelblatt Posttr Belastungsst.png

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